Volltext: Tizian (Bd. 1)

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VEJUGENDWERKE 
IN VENEDIG 
PADUA. 
fLlN D 
CAP. 
an seiner Staffelei sitzen geblieben sei. Eben jetzt rüsteten die 
kühnen Bergbewohner seiner Heimath zu neuen Angriffen und 
sammelten sich bei den Schwadronen Maco's von Ferrara, des Con- 
dottiere, unter dessen Fahnen Francesco Vecelli Reiterdienste that. 
Maximilian war im Frühling 1508 geworfen worden. Er bat 
um Frieden, nachdem er Cadore, Pordenone, Triest und andere 
wichtige Plätze verloren hatte. Aber ein so theuer erkaufter 
Friede konnte nur trügerisch sein, wie sich bald genug erwies. 
Die Einnahme Genua's durch die Franzosen gab Venedig auf ein- 
mal den Rang des ersten Seehafens von Italien zurück, der Besitz 
Cremona's im Westen und Ravenna's im Süden, die Besetzung 
der neapolitanischen Häfen hatte ihm ein Uebergeivicht geliehen, 
das gross genug war, die Verluste in der Levante aufzuwiegen, 
indess war gerade dieser Machtaufschwung geeignet, die Eifer- 
sucht von Gewalten zu erregen, die, zu vereinzeltem Vorgehen zu 
schwach, geneigt waren, sich miteinander zu verbinden und für 
den Fall, dass die Politik Venedigs einmal zu ihnen allen in 
schiefes Verhältniss kam, eine fürchterliche Liga zu schlingen. 
Bisher war Venedig mit Frankreich verbündet gewesen, dessen 
Freundschaft es die Adda-Grenze verdankte. Maximilian, der Papst 
und Spanien vereinigten sich, die Republik dieser Allianz zu be- 
rauben, und dies Bemühen glückte ihnen über alles Erwarten. 
Julius II., den es nach Ravenna, Faenza und Cervia gelüstete, 
der Kaiser, dessen Ehrgeiz auf den Besitz des Friaul, Padua's, 
Veronasund Vicenza's gerichtet blieb, und Ferdinand, der die 
Häfen Apuliens wiederzugewinnen trachtete, fanden ein williges 
Ohr am französischen Hofe, wo sie zu verstehen gaben, dass 
Cremona, Brescia und Bergamo dem Herzogthum Mailand einver- 
leibt werden könnten. Venedig hatte den verhängnissvollen Miss- 
griff gethan, mit Maximilian Frieden zu schliessen, ohne sich hin-- 
reichend mit Ludwig XII. berathen zu haben. Kluge Berück- 
sichtigung der eigenen Interessen hätte diesem Monarchen sagen 
können, dass es besser. sei, freundnachbarliche Beziehungen zu 
Venedig zu bewahren, als Italien dem Kaiser zu öffnen, aber be- 
leidigter Stolz und der hingehaltene Köder siegten über die Klug- 
heit und der Bund von Cambray ward unterzeichnet.
	        
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