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IJEJGENQVYERKE IN VENEIEE
UND
PADUA.
CAP. IV.
vägän Beginn des Jahrhunderts verrnuthlich um die Zeit der Wieder-
erbauung des Fondaco die Gestalt Niccolo Marcellds, der von
1473-1474 regiert hatte, neu zu beleben. Jedem Betrachter
dieses im vatikanischen Museum bewahrten Protil-Bildnisses wird
es unglaublich scheinen, dass ein solches Porträt ohne Natur ent-
stehen konnte." In weit höherem Sinne als die dargestellte Per-
sönlichkeit ist hier Tizian's Geist verewigt. Keine Unbill der
Restauratoren hat diesem Wunderwerk von Farbenschmelz und
Freiheit der Behandlung seinen hohen Werth nehmen können. Wie-
dererkannt wurde der Doge aus einem ehemals im Besitze Emanuel
Cicogna's befindlichen Schnitzbilde. Die Züge sind ein Muster
jener charaktervollen Hässlichkeit, die uns so oft an Bildnissen
dieser Zeit abstösst und doch wieder mächtig anzieht. Das Kinn
springt zurück, die schlaffe Unterlippe tritt bis zu gleicher Linie
mit der klumpigen Nase hervor, die Gesichtshaut ist in Runzeln
zusammengeschoben, aber das kleine mattglänzende Auge lässt
einen gutmüthigen Menschen und einen Feinschmecker vermuthen.
Hatte Tizian auf solche Weise den regierenden Dogen Leonardo
Loredan porträtiert, ohne Zweifel wäre von Stund an sein Glück
gemacht gewesen; die Wiederauffrischung eines älteren Bildes von
anderer Hand konnte aber höchstens in engem Kreise empfehlend
wirken, obgleich er die Feinheit der Modellierung, die Sorgfalt
des Umrisses, die goldige Warme des Tones vielleicht niemals
überboten hat.
Fast unter denselben Bedingungen Ä-
der Sachlage kommen wir noclrzurück
Mareo Barbarigds, der ebenfalls kaum ein
bekleidet hatte und 1485 gestorben War.
auf den Unterschied
entstand ein Bildniss
Jahr die Dogenwürde
An dieses Werk aber
47 Rom, Vatikanische Galerie, N0. XXI, Leinwand, h. 1,05, br- 0,89 (M18 de!"
Sammlung Aldovrandini in Bologna), Figur lebensgross, nach links gewandt, bis
zur Hüfte sichtbar, auf graubrauuem Grund, welcher infolge der Reinigung mit
Weinspiritus verlöscht ist. Die rechte Hand ist übermalt, andere Theile, auch das
Gesicht, durch Putzen und Nachbesserungen beschädigt (Photogr. von Braun). Eine
neuere Copie des Bildes besitzt Signor Gualandi in Bologna, und diese hat auf der
Rückseite der Leinwand die Bemerkung, dass Emanuel Cieogna ein plastisches
Proiilbild besessen habe, welches erweise, dass dies der Doge Niccolü Mareello sei.