Volltext: Daniel Chodowiecki's sämmtliche Kupferstiche ([Hauptbd.])

Chodowiecki, 
Chodowiecki war einfach in seinem Leben, mässig in jedem Genuss, und 
hatte seinen Körper sehr abgehärtet. Im Winter arbeitete er oft im ungeheizten 
Zimmer und wurde dann erst aufmerksam, wenn ihn Jemand besuchte, der 
über Kälte klagte. Selbst noch im letzten Jahre seines Lebens ritt er in strenger 
Kälte bloss in Stiefeln, ohne Strümpfe, nach Potsdam, und nur durch vieles 
Bitten seiner Familie wurde er vermocht, bei seiner Rückkehr nach Berlin 
wollene Strümpfe anzuziehen. 
Durch das anhaltende Sitzen waren ihm in den letzten zwanzig Jahren die 
Füsse angesclnvollen, doch hinderte ihn dieses nicht, seine gewohnten Gänge 
zu verrichten?) Nie fehlte er beim Zeichnen in der Kunstakademie , deren 
Mitglied er war, und vermisste man ihn daselbst, so konnte man sicher darauf 
rechnen, dass er sich nicht wohl befinde. Die Akademie der Künste wählte 
ihn den 25. November 176-1 zum Rector; seit 1798 bekleidete er die Stelle eines 
Viccdirectors und wurde nach B. Rode's Tode 1797 zum wirklichen Director- 
ernannt. 1m Jahre 1798 hatte er noch die Ehre , dass ihm die Kunstakademie 
zu Siena das Diplom als Ehrenmitglied über-schickte. Bis vier iVochen vor 
seinem Tode war er thätig und arbeitsam; dann überiiel ihn ein hitziges Fieber, 
 In vielen Briefen an Graff schreibt er z. B. d. 23. April 1790: „Mit mir wills noch nicht 
„recht vorivarts seit beynah 4 Wochen muss ichjetzt Tag und Nacht im Bette liegen , dadurch hab 
„ich eine grosse abnahme der Geschwulst in den Beinen erhalt und die Wunden nehmen auch ab. 
"ich weiss aber doch noch nicht wenn ich wieder werde können ausgehen , seit mehr wie drey Mo- 
„nathen hab ich nun nicht frische Lufft gcschöpift. Das Beste ist dass ich die Langeweile und 
„oü'tere Schmcrzcnhaben durch Arbeiten vergessen könne. Ich habe mir einen Tisch machen lassen 
„der über mein Bette (welches parallel mit dem Fenster in meiner Arbeits Stube steht) machen lassen 
„worauf ich bey Tage Arbeite und Esse und des Nachts darunterschlafe." 
In einem Briefe o. J. u. O. (1790): "Die vielen Nächte die ich (mit meiner Tochter) durch- 
wwacht habe, haben meine Beine wieder in einen solchen Zustand versetzt dass ich beynah nicht 
„mehr ausgehen und noch weniger reiten kann; da sitz ich nun unter den Händen eines Wund. 
Hartztes und habe ein Bein rund um vom Fussgelenk bis an die Wade voller Löcher und singe das 
„Hallische Studenten-Liedchen "Ich bin ein armer Teufel ich kann nicht mehr marschiren" 
„u. s. w. aber vom Kopf bis an diedinie gchts ganz gut, sagen Sie davon aber nichts in Ihrem 
"Hause dass künte ihre liebe Familie  scandalisiren"  
lm J. 1793: „1ch hab immer geschwollne Beine, im Sommer als im Winter, und je weniger 
"ich sie warm halte je dünner sind sie, ich trage nichts als Zwirne oder Seidene Strümpfe niemahls 
„zwey paar übereinander, zuweilen geh ich in Stieflen ohne Strümpfe besonders des Sommers. "Des 
"Nachts falt die Geschwulst ganz ab und bey Tag kommt sie wieder, jetzt aber nur wenig, ich hab 
"aber Gott sey Danck gar keine Schmerzen."  
D. H. Jener 1798: „Jetzt geht alles wieder gut, bis auf ein krankes Bein (dass sich aber doch 
"allem Ansehen nach mit grossen Schritten zu Genesung anlässt) befind ich mich sehr wohl, mit 
„dein besten Apetit esse ich alles NVass mir vorkommt von des Morgens bis in die Nacht, denn wenn 
_,ich von Tische aufsteh so nehm ich allemahl ein Stück Roggen Brodt mit und das Ess ich gegen 
OElII Uhr zu Mittag wenn das Essen nicht zeitig genug auf dem Tisch ist und um 1 Uhr in der 
„Nacht wenn ich auihöre zu arbeiten (oder bey der Arbeit) mit dem grüssten apetit von der Welt 
"und nachher gehe ich mit eben dem Apetit zum schlafen zu Bett und denke offt dabey dass ich 
„ebenso freudig ins Grab gehen werde wenn Gott mich abruffen wird, und in 5 Minuten schlaf ich 
„ein , binde einen Faden an meinen Wecker an der Uhr (denn mein Bette steht gerade vor ihr) um 
„meinen Daumen und um 7 Uhr bin ich wieder da, und mit dem Tage an die Arbeit, da kommen 
„denn offt angenehme, uninteressante, auch unangenehme Besuche die mich die kurzen Tage noch 
"kürzer machen , aber ich habe Geduld mit allen. und hole des Abends Mieder ein wass sic mich 
„bcy Tage versäumt haben." 
Den 3 August 1793: "Ich habe Ihnen auch lange nichts von meinen Arbeiten gesandt, die 
„mehrsten die ich gemacht habe sind solche die erst auf Michaclis das Licht der Welt erblicken und 
Handre gehen noch weiter hinaus. im ganzen lässt man mir aber noch weniger machen als sonst- 
üdenn es entstehen immer neue Anfänger und unter Ihnen einige die Genie haben und da sie wohl- 
„feilcr arbeiten könen als ein alter Mann der viele Kinder und Enckels hatt so werden sie diesem 
"vorgezogen."
	        
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