von A. YVeise.
geschildert
XLV] I
Rothstein nach dem Leben ausführte. Seine Zeichnungen für die Buchhändler,
Welche diese von andern Kupferstechern ausführen liessen, sind mit zarten, aber
bestimmten Umrissen angegeben , und die Schatten. zwar leicht getuscht, doch
bestimmt in jedem Theile, so dass ein geschickter Stecher wohl etwas Gutes
nach diesen liefern konnte. Freilich hatten diese aber nicht die Augen eines
Chodowiecki, mit denen sie hätten sehen sollen; noch weniger seinen Geist,
um den Geist des Gegenstandes, so wie er, aufzufassen. Man kann bestimmt
annehmen, dass Chodowiecki seit der Zeit, wo er eigene Compositionen aus-
führte, weit mehr Handzeichnungen als Kupferstiche vollendet hatf)
Seine Arbeiten in Emaille aus seiner frühern Periode sind Meister-
Stücke in der Vollendung. Eben so leicht, wie in der Zeichnung mit dem Stifte,
bewegt er sich hier mit dem Pinsel, und er wusste mit gutem Geschmack so zu
ordnen, dass sich die kleinen Figuren mit aller Anmuth bewegen und Leben
und Heiterkeit sich über das Ganze verbreitet. Eben so wivenig lässt die grosse
Sauberkeit in der Behandlung der Farben etwas zu wünschen übrig. Auch
seine Bildnisse in Miniatur haben dasselbe Verdienst; jedes ist sicher dem Ur-
bilde ähnlich , denn sie sind voller Charakter.
Was er in der O e l m a l e r ei leistete , besteht mehr in Versuchen, um
diese Gattung Malerei kennen zu lernen , in deren technischem Theile er keine
Kenntniss besass und auch nie Unterricht erhalten hatte. Dessen ungeachtet
Sprechen uns diese kleinen Gemälde, Familienscenen dar-stellend, durch ihre
Wahrheit und die einfache Zusammenstellung freundlich an. Ton und Farbe
sind der Natur abgclauscht, und das Gemüthliche der Darstellung erhöht das
Interesse des Beschauers. Sein Abschied der Familie Calas bringt diese Wirkung
nicht hervor. Die Grösse des Formats setzte ihm schon manche Schwierigkeiten
entgegen, und da er mit dem Pinsel fortwährend Verbesserungen anzubringen
suchte, ging die Klarheit des Tons verloren.
Als Kupferstecher im kleinern Format ist Chodowiecki un-
erreicht. Viele vor und nach ihm haben in derselben Grösse gearbeitet; ja
durch Hülfe des Grabstichels und der kalten Nadel haben Manche ihn in
sauberer und geleckter Ausführung übertroffen. Diese Künstler aber, der
Technik oder dem mechanischen Theile der Kunst Alles aufopfernd, um das
Auge des grossen Haufens der Nichtkenner auf sich zu ziehen, bedachten nicht,
dass der Gewinn im Mechanischen den Verlust des Geistes der Darstellung nicht
ersetzen kann. Chodosviecki ist einzig in Darstellung des Charakteristischen;
jedem Gesicht und jeder Stellung der Figur wusste er den passendsten Ausdruck
Zu geben. Alles wirkt bei ihm zusammen, und oft sind in seinen kleinen Figuren
wenige Striche hinreichend , um den Charakter zu bestimmen.
Die frühern Blätter, welche er ausführte, sind durch manche Hülfsmittel,
durch mehrmaliges Aetzen und den Gebrauch der zarten Nadel entstanden.
verfehlte er das erste Mal die gehörige Wirkung, so zog er einen durchsichtigen
Firniss über die Platte, und brachte durch neue Lagen von Strichen in den
SCbatten mehr Kraft hervor, und da er Anfangs pikante Schatten liebte, be-
diente er sich des stumpfen Schabers , um dadurch über den Strichlagen einen
Tßn von schwarzer Kunst zu bewirken. Man sieht hieraus, wie wenig er schon
?1l jener Zeit über die Mittel verlegen war, die malerische Wirkung hervorzu-
bringen , und wie wenig er, seiner Eigenthümlichkeit getreu , vorhandene Vor-
Um das Jahr 1789 schreibt er an Graf-f: „ Ein paar Liebhaber fangen jetzt an meine Zeich-
nnuugen sammelnswerth zu finden für 600 Thlr. und etwas habe ich schon davon abgesetzt, wenn
avdas 50 fort geht so können sie für mich ein neuer Nahrungszweig werden."