XLIV (lhodowiecki,
lm Jahr 1750 reiste er zum zweiten Mal nach Danzig um seine Schwester
nach dem Tode der Mutter abzuholen, und 1791 begab er sich nach Hamburg,
um das Kabinet des Kaufmanns Sillem zu taxiren und den Katalog desselben
anzufertigen") Für diese Reise erhielt er 100 Ducaten und freie Station. Im
Jahr 1789 unternahm er in Begleitung seines ältesten Sohnes, seines Schwieger-
SOhIH-JS, des Predigers Papin, und des Naturmalers A. L. Krüger eine Reise.
Alle zu Pferde, nahmen sie denWeg nach Dresden, Leipzig, Halle und Dessau.
Auf dem ganzen Wege war Chodowiecki, obwohl der Aelteste, immer der
Lezte, welcher zu Bette ging, und des Morgens immer der Erste beim Auf-
stehen. Wenn sich seine jungern Reisegefiihrten zur Weitem Fortsetzung der
Reise ansehiekten, hatte er schon die Pferde besorgt und die Notizen des
vorigen Tages in sein Tagebuch ü") eingetragen. Seine letzte Reise nach Frank-
furt an der Oder fiel weniger glücklich für ihn aus ; denn auf dem YVege dahin
stürzte er mit dem Pferde. Da ihn nun schon früher ein W asserbrueh belästigt
hatte, so empfand er jezt solche Schmerzen, dass er in Frankfurt sich an einen
Chirurgus wenden musste. Obwohl dieser Unfall naehtheilige Folgen für ihn
haben konnte, so bestieg er doch schon nach zwei Tagen das Pferd wieder und
kehrte nach Berlin zurück.
Zum Erstaunen gross ist die Anzahl von Malereien, Zeichnungen und ra-
dirten Blättern, welche Chodowiecki geliefert hat. Es gab aber auch keinen
{leissigeren und fertigeren Künstler, als er war. Oft arbeitete er bis des hlorgens
zwei Uhr, und schlief dann völlig angekleidet, um, sobald er aufwaehte, gleich
wieder bei der Arbeit zu seynwf) Oft legte er sich halb angekleidet zu Bette
und ohne seine Perrücke abzunehmen. Um aber leztere nicht in Unordnung zu
bringen, schlief er sitzend und liess die Kissen an die Wand lehnen. Ein grosser
"darauf an dass ich nicht wieder herein falle. denn wer das nicht gewohnt ist dem ist übe] zu muth
"dabey; ich habe zu dem Ende meine Arbeiten auf einen etwas hohen Preyss gesetzt damit dass ich
„mit weniger Anstrengung mein Auskommen erhalten könne. Einige meiner IIerren Kunden wie
"man's zu nennen pflegt haben sich das nicht wollen gefallen lassen, die hab ich gehen lassen. andere
"nehmen vorlieb. Es find sich denn doch noch so viel dass ich nicht sorgen darf müssig zu gehen."
"Dass ich in Dnntzig gewesen bin , das wissen Sie schon aber ich that es nicht darum weil
"ich es für meine Gesundheit nöthig glaubte, sondern einzig und allein weil ich es meiner Seel. M uter
"versprochen hatte nach ihrem und ihrer Schwester Tode, meine zwey schwvestern von dorth abzu-
„hclen, und sie mit nach Berlin zu bringen das hab ich glücklich ausgerichtet. Unbeschäfrtigt bin ich
Üdorth auch nicht gewesen , ohne die Arbeiten die so eine trzmslocation mit sich bringt hatte ich
"noch 10 Kupfer Platten mit genomcn die zur Michnelis fertig werden solte, und hab sie dnrtli radirt."
Brief an Graf? vom 12. Jenner 1751.
An Graff schreibt er hierüber den 4. Märtz 178i: „ Nach Hamburg reyste ich den ölen S55
"und kam den 12 oderlillen Ubre wieder zurück. Ich wolte gerne geschirindcr als mit der ordinären
"Post reysen, nahm Extra Post Pferde und ritt dennoch mit einem PuStliiüll 3 Nacht und ZTage.
"Zurück nahm ich Caurir Pferde und ritt in 2 Nachfen und ein und einen halben Tag. Mit lßlcyvr
"hab ich viel. Vergnügen gehabt er halt eine gute liebe Frau und hübsche Iiinder, und bey Sillem
„wo ich logirte, war ich wie ein Bruder aufgenommen. Dieser hatt eine grosse schöne Kupferstivli
.„Sammlung wovon ich ihm einen Cathalaguziz machte. Die Schwalbische Colcctiovi Gemählde hab ich
"auch besucht, sie ist sehr schätzbar, und anderen fand ich auch ein Paar Bildnis von Ihnen du,
wund eine Magdalena nach Batteni."
f") Dieses Tagebuch S7 Seiten in S", befand sich laut K un stblzitt zum Morgenblzitte, 1839.
No. 73 zuletzt in den Händen des Kriegssecretairs J. F. Linel; in Berlin; es. führt den Titel:
.,Journal. gehalten auf einer Lustreyse von Berlin nach Dresden, Leipzig.
H al l e , D c s s au etc. Anno H89." und sind in N0. 73 -'7G des Kunsthlaltes von 1831) A tiszügß
daraus gegeben.
1-) In einem Briefe an Becker aus dem Jahre 179-1 schreibt er: „ieh sass vorgestern zwischen
.„Eins und Zwey und zeichnete, schlief ein, und vicl Seitwärts vom Stuhls zur Erden." und stellt
um Sehlussc des Briefes diese Situation noch in einer Federzeichnung dar.