geschildert von A.
Weise.
XXXV
hielt er Zeichnungen von seinem Bruder, nach welchen er sich üben sollte. Ob-
wohl durch diese Zumuthuiig sein Stolz sich sehr gekränkt fühlte, so blleb Ihm
vor der Hand doch nichts Anderes übrig, als jenen Auftrag zu erfüllen.
Endlich, im Jahre 17-13, reiste er auf Verlangen seines Onkels nach Berlin.
Hier in der Residenzstadt glaubte er einen sehr grossen Zusammenfluss von
Kunstwerken vorzufinden , um nach Wahl und Neigung sich danach bilden Zu
können ; er sah sich aber in seinen Erwartungen getäuscht. Die Kirchen eilt-
hielten nichts Sehenswerthes, und das Königliche Schloss, in welchem sich
mehrere Gemälde befanden, war für ihn verschlossen. Unbekannt mit Künstlern
und Kunstfreunden, blieb ihm nichts Anderes übrig, als mit seinem Bruder
nach unbedeutenden Kupferstichen für Rechnung des Onkels zu arbeiten; doch
War er so glücklich , nach einiger Zeit mehlrcre Minitätuggemäilljde V02 Igaijper
und Wolfiranv, zwei eschickten Hiniatiirma ern, zu er a ten. icse r ei en,
Welche seohr iiion ihrär gewöhnlichen Art zu malen abwichen, copirten beide
Brüder Heissig', welches die Folge hatte, dass sie sich dadurch einen besseren
Styl und ein wahrercs Colorit erwarben. Obwohl Chodowieckfs Eifer durch
das wenige Gute, das er hier vorfand, vermehrt wurde, so sollte derselbe doch
Wieder unterbrochen werden. Ein ehemaliger Goldschmidt, Namens Schröder,
Wollte beide Brüder im Emailleschmelzen unterrichten , und brachte ihnen zu
diesem Zwecke Farben, welche zu den Ausführungen nöthig waren. Da jedoch
mehrere mühevolle Arbeiten im Feuer verunglückten, folglich der Schmelz der
Farben schlecht gerieth, so entfernten sie sich von diesem. unglücklichen Lehrer,
und kehrten mit grösserem Eifer zu ihrer W assermalerei zurück, in derl) eber-
Zeugung, dass dieselbe nicht verderben könne. ic aberjeder Bau einer sicheren
Grundlage bedarf, um fest zu stehen, und die Kunst nur dann fortschreiten
kann , wenn ein geregelter Unterricht ihr voran geht, so konnte Chodowiecki,
bei aller Aufopferung von Zeit, hdoch ijlicht dahbin gelanggn 1,1 lohne Anleiäunlg
eines guten Meisters, etwas Tüc tiges ervorzu ringen. o war er jez _a
genuga, dieses einzusehen, und seine Lage wurde immer drückender, da ihm
jede Aussicht, sich empor zu arbeiten, verschlossen blieb. Um sich daher für
die Folge eine sichere Existenz zu verschaffen, wobei er zugleich sein Lieblings-
Studium, die Malerei, mit üben könne, entschloss er sich zum zweiten Mal, die
Handlung bei seinem Onkel zu erlernen.
Obwohl er in seinem neuen Geschäfte alle Pflichten treu erfüllte, die Messen
mit bezog, und zugleich als Buchhalter arbeitete, so war cr doch nicht so sehr
Kaufmann , dass er die Kunst ganz darüber vergessen hätte. Ja, es lag sogar
in dem Plane seines Onkels, noch andere Vortheile aus der Geschicklichkeit des
Neden zu ziehen. Er liess zu dem Ende einen sich in Polen aufhaltenden Maler,
Namens Haid , einen Schüler des Georg Philipp Rugendas, kommen. Dieser
Künstler hatte Viel gesehen, geschickte Männer kennen gelernt, aber selbst
Wenig vom praktischen Theile der Kunst begriffen ; daher war sein mündlicher
Vßrtrag weit besser, als das, was er zeichnete. Doch lehrte er beide Brüder
manche Vortheile in der Emaillemalerei. Dieser Künstler führte im Hause des
Onkels eine ganz andere Einrichtung ein. Auf Spaziergängen verkürzten lehr-
Teiche Kunstgesprüche die Zeit, welche ChodowieckYs Inneres erleuchteten,
S0 dass er das Mangelhafte seines bisher geführten Künstlerlcbeiis ganz er-
kannte, und der Entschluss sich unwiderruflich in ihm befestigte, von jetzt an
de? Kunst ganz anzugehören. Er nennt diese Zeit, wo er (1754) die Handlung
zum zweiten Mal verliess , seine zweite Kunstperiode.
Dass dieser Entschluss bei seinem Onkel Billigung fand , sieht man
(lahme, dass der Neffe noch ferner bei ihm wohnte, sich aber einzig: mit der.