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mit allzu strengem Massstabe messen, immerhin weisen alle drei
Arbeiten sehr beachtenswerte Einzelheiten auf und so lange unsere
Sammlung keine Bilder aus seiner Glanzzeit enthält, müssen wir
noch zufrieden sein, wenigstens diese Proben seines Könnens zu
besitzen.
Die beiden zuletzt genannten Künstler sind aus kleinen Ver-
hältnissen hervorgegangen, erkannten rechtzeitig ihre Begabung
und hatten das Glück, dass sie von Anfang an einflussreiche
Gönner fanden, die ihnen die Wege ebneten, so dass sie sich voll
entwickeln konnten. Dasselbe kann leider von August Godt-
knecht nicht gesagt werden. Er überragte Beide gewiss durch
ein vielseitigeres Talent, er war eine echtere Künstlernatur, aber der
Kampf um das tägliche Brod war der Hemmschuh auf seiner Bahn
und die Sorge war seine lebenslängliche Begleiterin, so dass er das
Beste, was in ihm steckte, mit ins Grab nehmen musste. Auch er
war der Sohn eines Schiffskapitäns und am l. März 1824 in Lübeck
geboren. Von frühester Jugend an kannte er nur den einen Wunsch,
Maler zu werden, und fast ganz ohne Anleitung versuchte er sich
frühzeitig im Porträtmalen. Die Sammlung besitzt ein Selbstbildnis
von ihm, das er als Siebzehnjähriger gemalt hat; noch war er mit
der Handhabung von Pinsel und Farben nicht vertraut, aber das
Bildchen verrät doch schon ein ungewöhnliches Talent und eine
so vornehme Auffassung, dass es verständlich erscheint, wenn er-
zählt wird, dass er sich mit 19 Jahren bereits durch Porträtmalen
die Mittel verdiente, um zu seiner Ausbildung nach München gehen
zu können. Wie mag sein Herz höher geschlagen haben, als er
sein Bündel schnürte, mit welch stolzen Hoffnungen wird er in die
Kunststadt eingezogen sein, und doch war es sein erster Missgriff,
dass er gerade München wählte. Sein Talent lenkte ihn auf eine
scharfe Naturbeobachtung hin, er hatte einen feinen Blick für die
malerischen Seiten des Alltagslebens, aber da er in seiner Vaterstadt
gelernt hatte, in Overbeck einen der grössten Künstler zu erblicken,
erkannte der unerfahrene und noch nicht genügend in sich ge-
festigte junge Maler die Richtung seiner Begabung nicht. Er kam
nach München, wo Cornelius, Hess, Schnorr und Kaulbach den
Ton angaben und statt des Handwerks der Kunst lernte er Idealen