er eine Lücke, die so fühlbar war, dass die Lübeckischen An-
zeigen in ihrem ersten Jahrgang 1751 eine öffentliche Aufforderung
abdruckten, in der es heisst: ßWir haben allhier den 4. Juli 1751
unsern berühmten Contrafeier J. _M. v. d. Hude durch den Tod
eingebüsst. Es ist dadurch geschickten Contrafeiern Gelegenheit
erwachsen, dem Publico mit ihrer Kunst zu dienen, und denen, die
in der Zeichenkunst eine weitere Anweisung verlangen, Lektionen
zu gebenw. Besonderen Erfolg scheint dieser Hinweis nicht gehabt
zu haben, denn als der Italiener Stefano Torelli aus Dresden hierher
berufen wurde, um den Audienzsaal des Rathauses auszumalen,
wurde er sofort von den ersten Familien unserer Stadt auch als
Porträtmaler in Anspruch genommen, und da die Bilder im Ratssaal
gründlich übermalt sind, kann man heute nur noch aus seinen
in hiesigem Privatbesitz erhaltenen Bildnissen seinen breiten und
glänzenden Vortrag kennen lernen. Obwohl ihn bald Familienbande
an Lübeck fesselten der Stadtkommandant General v. Chasot
hatte Torelli's schöne, löjährige Tochter Camilla geheiratet
blieb er doch nicht länger hier, als seine Aufträge es erforderten
und so fand der aus Hamburg im Anfang der 70er Jahre hierher
gekommene Johann Jakob Tischbein ein ergiebiges Feld für seine
Thätigkeit, um so mehr, als er von schätzenswerter Vielseitigkeit
war. Er war einer von den fünf Söhnen des Hospitalbäckers Johann
Heinrich Tischbein zu Hayna in Oberhessen, die sich sämtlich der
Kunst gewidmet hatten und 1724 geboren. Sein eigentliches Fach
war die Landschaftsmalerei, da er es aber verstand, recht niedliche
Staffagen Figuren und Tiere zu malen, verband er sich mit
seinem Freunde, dem durch Goethes Biographie noch unvergessenen
Philipp Hackert zu gemeinschaftlicher Arbeit, so dass Hackert die
Landschaften und Tischbein die Staffagen dazu malte. Nach mannig-
fachen Reisen kam er nach Hamburg, wo auch sein Bruder Joh.
Anton als Zeichenlehrer lebte, und verlegte sich dort mehr und
mehr auf die Bildnismalerei vielleicht, weil er sonst keine hin-
reichende Beschäftigung fand. Auf seinen in Hamburg ausgeführten
Porträts erkennt man sofort den Einfluss Balthasar Denners und
eine manchmal an die Art der Niederländer erinnernde Auffassung.
Er scheint sich übrigens nur vorübergehend in Hamburg aufge-