Volltext: Friedrich Preller

STUDIENJAHRE 
ROM 
L 
darunter ndie schönste der Schönen, Erminiaru. Dann gab 
es nach Tisch einen lustigen Salmrello, zu dem ein aus 
der Nähe herbei gerufener Hirt mit seinem Dudelsack 
aufspielte. 
Preller erlebte zu Anfang des Sommers in den Sabiner- 
bergen auch noch etwas Ungewöhnliches und Merkwürdiges, 
niünlich ein Erdbeben. Ein Freund von ihm, Marinus aus 
Antwerpen, war zu ihm gekommen, und gemeinsam machten 
sie einen Studienausfitlg nach Ariccia. Von dort aus be- 
richtet er: nWir leben in einer Zeit, die Alles in Schrecken 
setzt. Seit einigen Tagen haben wir heftige Erdbeben, 
ein schreckliches Naturereigniss, was sich hier seit 23 Jahren 
nicht gezeigt hat. Mit Ruhe und Müdigkeit legte ich 
mich Abends zu Bett, wurde aber gegen ein Uhr durch 
einen heftigen Stoss, dass das ganze Haus dröhnte, aus 
dem Schlaf gerissen, ohne zu begreifen, was es sein könnte. 
NVenige Minuten darauf war die ganze Strasse in Aufruhr 
und die zwei folgenden Stösse erlebten auch wir draussen. 
Bis jetzt ist kein Unglück geschehen, und das ganze Land 
hofft, dass es vorüber gehe, doch ist die Angst der Be- 
wohner gross. Der Morgen des gestrigen Tages wurde 
mit Prozessionen begonnen, die auch noch nicht aufgehört 
haben. Barfuss, mit gen Himmel gehobenen Händen, ruft 
das Volk den Allmächtigen um Erbarmen an; übCfJll 
kommt man den Zügen entgegen, die nach den Kirchen 
Wallfahrten. Die Nächte gleichen den Tagen, denn durch 
Beten glauben sie den Himmel zu versöhnen. Wir arbeiten 
ruhig fort, denn Fliehen hilft nichts, selbst in Rom ist es 
ganz dasselbe. Was fremd hier war, hat das Land ver- 
lassen, ohne zu wissen, wo es sicherer sei. YVir werden 
die Nacht bei einer guten Bouteille durchwachen und uns
	        
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