STUDIENJAHRE
ROM
L
darunter ndie schönste der Schönen, Erminiaru. Dann gab
es nach Tisch einen lustigen Salmrello, zu dem ein aus
der Nähe herbei gerufener Hirt mit seinem Dudelsack
aufspielte.
Preller erlebte zu Anfang des Sommers in den Sabiner-
bergen auch noch etwas Ungewöhnliches und Merkwürdiges,
niünlich ein Erdbeben. Ein Freund von ihm, Marinus aus
Antwerpen, war zu ihm gekommen, und gemeinsam machten
sie einen Studienausfitlg nach Ariccia. Von dort aus be-
richtet er: nWir leben in einer Zeit, die Alles in Schrecken
setzt. Seit einigen Tagen haben wir heftige Erdbeben,
ein schreckliches Naturereigniss, was sich hier seit 23 Jahren
nicht gezeigt hat. Mit Ruhe und Müdigkeit legte ich
mich Abends zu Bett, wurde aber gegen ein Uhr durch
einen heftigen Stoss, dass das ganze Haus dröhnte, aus
dem Schlaf gerissen, ohne zu begreifen, was es sein könnte.
NVenige Minuten darauf war die ganze Strasse in Aufruhr
und die zwei folgenden Stösse erlebten auch wir draussen.
Bis jetzt ist kein Unglück geschehen, und das ganze Land
hofft, dass es vorüber gehe, doch ist die Angst der Be-
wohner gross. Der Morgen des gestrigen Tages wurde
mit Prozessionen begonnen, die auch noch nicht aufgehört
haben. Barfuss, mit gen Himmel gehobenen Händen, ruft
das Volk den Allmächtigen um Erbarmen an; übCfJll
kommt man den Zügen entgegen, die nach den Kirchen
Wallfahrten. Die Nächte gleichen den Tagen, denn durch
Beten glauben sie den Himmel zu versöhnen. Wir arbeiten
ruhig fort, denn Fliehen hilft nichts, selbst in Rom ist es
ganz dasselbe. Was fremd hier war, hat das Land ver-
lassen, ohne zu wissen, wo es sicherer sei. YVir werden
die Nacht bei einer guten Bouteille durchwachen und uns