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STUDIENJAHRE
Rom.
Trostworte, die sie ihm auf seine Klagen geschrieben.
Ihren achtzehnten Geburtstag wollte er nach seiner Weise
feiern, aber gerade an diesem Tage begegnete ihm etwas
erschreckend Komisches, eine Anwandlting von ernster
Eifersucht gegen die Entfernte. Er, der in Briefen ihr so
viel von seinem Verkehr mit schönen Mädchen erzählt
hatte, um scherzend ihre Eifersucht herauszufordern, er
muss plötzlich im Ernst diese Regung in sich erleben!
Ein junger Franzose, der in Antwerpen seine Studien ge-
macht, bringt ihm Grüsse nach Rom, erzählt ihm allerlei,
selbstverständlich auch von den hübschen Antvsverpnerinnen,
und nennt unter ihnen Marie Erichsen, bei der er sehr gut
angeschrieben stehe. Er ging wohl nicht so weit wie
jachimo, gegenüber dem Gemahl der schönen Imogen, der
Tochter des Königs Cymbeline, aber PYCllCf fühlte dennoch
einen Stich im Herzen. Von seinem Verhältniss zu Marie
wusste der junge Franzose nichts, noch konnte ihm Auf-
klärung gegeben werden warum darüber noch immer
ein Geheimniss liegen sollte, dafür fehlen freilich die
Gründe. Der Liebende kann nicht umhin, sich in seinem
nächsten Briefe nztch Antwerpen auszusprechen. Es weiss
ja, dass es nur eine DdIJIDIUC Renommage von dem jungen
Menschen war, die demselben so gut wie den meisten
Franzosen eigen sein wird. Dass es mir aber durch den
Kopf fuhr, glaube nurlu fahrt er fort. nUnd hierin glaube
ich etvcas vom Italiener angenommen zu haben, der schreck-
lich bei der gleichen Gelegenheit ista. Nachdem er es
sich aber vom Herzen gesprochen, lasst er die heiligsten
Versicherungen seines Vertrauens folgen und endet mit
der Hoffnung: nDu hörst, denk ich, die Sache nur mit
einem schelmischen Lächeln und erwiihnst ihrer nicht ein-