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STUDIENJAHRE
Rom
sich daher den Poussins. Wie Reinhard übrigens ein leiden-
schaftlicher Jäger war, so regte sich in seinem Verkehr
auch bei mir die frühere jagdpassion auf's neue, und nur
mit Mühe hielt ich mich von der Theilnnhme an den
Zeit
der
Kunst
Exctlrsionen zurück, die ihn oft für lange Zeit der Kunst
völlig entzogene.
nEbenso wie ich, hielt auch Genelli mit Koch leh-
haften Verkehr, während er mit Reinhard weniger sym-
pathisirte. Ganz in seine Darstellungen der griechischen
Götter- und Heroenwelt versenkt, hielt er sich von der
herrschenden Schule der christlichen Kunst fern und be-
schränkte Umgang und Neigung auf wenige jüngere Leute.
Für Cornelius empfand er nie eine rechte Sympathie.
Genellis herrliche Compositionen wurden schon damals von
Jung und Alt bewunderta.
vAuch Thorwaldsen lernte ich kennen. Seine iiussere
Erscheinung, der schöne Kopf mit den prächtigen blLILIGH
Augen, aus denen scharfe, oft stechende Blicke hervor-
schossen, übten auf mich, Wie auf Alle, einen eigenthüm-
liehen Zauber aus. Im Verkehr aber ward man bald ge-
wahr, dass es ihm an einer tüchtigen Durchbildung fehlte.
Mit einem ausserordenrlichen Talent ausgestattet, brachte
er instinctiv jene herrlichen Schöpfungen hervor, welche
die Welt bewundert. Unter seinen früheren Werken schien
mir derjason der Antike am nächsten zu kommen, unter
den späteren entzückt mich noch heute vor Allen der den
Argus belauschende Hermes und der Hirtenkraabe. T hor-
Waldsens Benehmen War in hohem Grade freundlich. W01"-
auf sich der Vorwurf des Geizes gründete, der ihm viel-
fach gemacht wurde, ist mir nie ernndlich gewesen. Seinen
Landsleuten gegenüber hat er sich wenigstens, so viel mir