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Rom
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selbst, und in erhöhtem Maße, Anwendung finden. Denn
nach Kochs Lehren und Vorbild sich bildend, überl-lügelte
er den Meister, indem er der rein idealen Richtung des-
selben nicht nur die höchste Ausbildung gab, sondern sie
mit neuer schöpferischer Kraft durchdrang, so dass das
von ihm Bewunderte doch nur Vorstufe seiner eigenen
Meisterschaft wurde.
Zu jener ersten römischen Zeit zurückkehrend, finden
wir von Preller über andere Künstler Folgendes aufge-
zeichnet: nIn seinem Wesen von Koch völlig verschieden
und doch l{11L1l11 minder hervorragend, erschien mir Rein-
hard, jener geistreiche Künstler, dem die Freundschaft mit
Schiller einen besonderen Nimbus verliehen hat. In seiner
iiusseren Erscheinung zeichnete er sich durch eine her-
kulische Gestalt, durch die edle Form seines Kopfes und
durch ein grossartiges Gepräge des Ausdrucks aus, das mit
einer gewissen Rauheit gemischt schien. Auf den ersten
Blick sah man ihm den Jäger an. In seinen Sitten war er
in Folge seines langen Aufenthaltes in Rom halb zum
Römer geworden. Bei näherer Bekanntschaft aber trat
seine hohe geistige Bildung und sein Limfassendes Wissen
hervor. Als ich ihn im Spätherbst des Jahres 1828 nach
seiner Rückkehr von einem längeren jagdausfluge auf-
suchte, ward ich von ihm in seiner rauhen Weise herzlich
aufgenommen. Und wenn er sonst für jüngere Künstler
nur wenig zugänglich war, so ward doch mir von seiner
Seite auch in der Folgezeit das freundlichste Entgegen-
kommen zu Theil. Namentlich gewährte es mir oft Hoch-
genuss, seine reichgefüllteit Mappen durchblättern zu dürfen.
Ganz im Gegensatz zu Koch, neigte er mehr nach der
Seite der Reflexion, und seine besten Leistungen nähern
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