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STUDIENJAHRI
Rom.
Poesie waren hervorletlchtende Eigenschaften des Menschen,
der bei all dem zur Schande seiner Zeit nicht die Aner-
kennung gefunden, die eine bessere ihm und seinen Werken
zollen wird. Bei seinem langen Leben in Rom, bei seinem
tmatisgesetzten Pleiss, hat die Welt eine grosse Menge
seiner schönen geistreichen Werke, die alle den ungetheilten
Beifall und die Bewunderung der Künstler, aber nicht der
sogenannten Liebhaber haben. Seine Bilder alle sind Ge-
dichte von bedeutendem Inhalt, gross, lieblich oder plnlii-
tastisch, reich und schön in Form und Linie, klar und
reizend, oder ernst und tief, je nach dem Gegenstande;
in der Farbe ausdrucksvoll, wie in der Form. Die Staf-
fagen sind stets so, dass sie nicht anders gedacht werden
können. Dies der Charakter seiner Bilder. Seine Zeich-
nungen und Studien in seinen Büchern sind von einer
Liebenswürdigkeit und kindlichen Reinheit, denen sich nichts
vergleichen kann. Bis in sein spiitestes Alter hat er diese
Eigenschaften sich zu bewahren gewusst, ein Fall, der mir
ausser bei ihm , nie mehr vorgekommen ist. Die Gegen-
stände, die er künstlerisch behandelte, sind stets mit dem
höchsten Geschmack gewählt, klar und verständlich durch
Hinweglassen alles Unwesentlichen, und daher stets aus-
drucksvoll und edel. Möge dieser seltene Künstler der
jugend ganz vierstiindlich werden, denn der Weg, den er
gegangen, wird immer zu einem hohen Ziele führen. Zwar
stellt Llnsre Zeit andre Forderungen, doch diese können
nur vorübergehend sein und das Wahre und Rechte findet
in allen Zeiten Verstiindniss, wenn auch bei Verhältniss-
massig Wenigena.
Alles wzts Preller hier so beredt und schön zum Rubine
seines alten Lehrers zu sagen weiss, sollte später auf ihn