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JAHRE
AKADEMISCHE
ANTWERPEN
UND
MAILAND.
in denen sich mein Vater mit diesen Sachen beschäftigt,
der so ganz für die Kunst eingenommen ist, und mich ihr
gleichsam in die Arme führte! jeder Strich wird ihn
interessiren. Ich schicke gegen 200 Blätter, theils gemalt,
theils gezeichnet, da wird er sich wohl einige Stunden
damit vertreiben könnenat Bei dem Grossherzog Ehre ein-
zulegen ist sein stetes Bestreben. nDer herrliche Mann hat
mit seinen jungen Künstlern viel Unglück gehabt. S. hat
in Antwerpen wenig gelernt, ein zweiter, der in Dresden
studirte, kehrte verheirathet zurück und zog sich dadurch
seine förmliche Ungnade zu. Unter den älteren in Weimar
zeichnet sich keiner aus, und der talentvollste, mein un-
vergesslicher Alfred (Heidelofl) musste in Paris sein junges
Leben verlieren. In Rom starb auch der vielversprechende
Horny, und somit ist nur uns beiden die schwere Pflicht
auferlegt, etwas tüchtiges zu lernen, um uns jedem unter
die Augen stellen zu könnenxt
Die Sendung nach Weimar verzögerte sich unterwegs,
auf seinen Brief an Karl August jedoch erhielt er eine
schnelle Entgegnung. Sie lautete: nNach Romlu XVer war
glücklicher als der Fritz? Aber dieser Freudennacliricht
folgte auf dem Fusse eine Trauerlttinde. Karl August war
am I4. Juni 1828 auf einer Reise ausserhalb seines Landes
(in Graditz) gestorben. Mochte der junge Künstler immer-
hin getrost in die Zukunft blicken, die sein Beschützer ihm
so fürsorglich gesichert hatte, das Verhältniss desselben
zu ihm war doch ein so persönliches, fast vaterliches ge-
wesen, dass er das Hinscheideti desselben nur schmerzlich
empfinden konnte. vUnser alter braver Grossherzog"
(schreibt er am 1. Juli) ist gestorben! Ein Fall, der viel-
leicht auf mein ganzes Leben einen grossexl Einfluss hat,