S0
IAHRI
AKADEMISCHE
ANTWERPEN
UND
MAILAND.
zu einer Operation schreiten. Aber sie wird noch glücklich
abgewendet, da zu grosser Erleichterung die Nadel auf
einem minder gefährlichen Wege wieder zur Erscheinung
kommt. Die drei Patienten genasen, und Prellei" kann
seiner Braut nicht genug rühmen, wie treu und sorgfältig
sie von der Familie gepflegt xivtirderu, und wie schwester-
lich Adelaide um ihn bemüht gewesen.
So verging der zweite Winter in Mailand, und es
Wurden Reisepläne gemacht, nach der Schweiz, nach Genua,
nach Messina; denn er kannte bereits Vertreter deutscher
Handelshäuser an den beiden letzten Orten, die ihm die
Seltnstlcht dahin rege gemacht hatten. Und dann hoffte
er in den Häfen Schiffe zu sehen, holländische Schiffe,
vielleicht aus Antwerpen! Welche Seligkeit versprach er
sich von dem Anblick eines Segels, welches aus der Nahe
des geliebten Mädchens herkam, auf dem ihr Auge viel-
leicht flüchtig geruht hattte! Für's erste blieben diese
Pläne tinausgeführt. Aber zu Anfang April des Jahres 1828
macht er einen Ausflug nach Monti di Brianza, wohin ihn
eine befreundete Familie eingeladen hat, und wiederholt
den Besuch im Mai auf längere Zeit, um in vollkommener
Ruhe ein Bild zu vollenden. Von dort aus wandert er
über Iseo, Bergamo, Brescia, und kommt berauscht von
Naturschönheiten und erquickt nach der Arbeit- in Mailand
wieder an.
Wenn Preller in späterer Zeit schrieb, die oberitali-
sche Landschaft habe ihm in jener Zeit wenig Genuss
und Vorbilder für seine Studien bereitet, so ist das ein
Irrthum. Seine Briefe sind voll von angeregten Schilde-
rungen der Schönheit auch dieser Gegenden, die er preist
als hätte er in ihnen schon das ganze Italien empfangen.