46
AKADEMISCHE
JAHR!
ANTWERPEN
UND
MAILAND.
Federigo mit dem Schnurrbart, den er inzwischen bekam,
sehr gut aussehe. Sie behaupteten auch, er gliche Rnlltel
und er dürfe sich um Gotteswillen sein schönes langes
Haar nicht abschneiden lassen. In solchem Verkehr musste
Preller wohl italienisch sprechen lernen. Von allen
solchen kleinen Beziehungen, gemeinsamen Festen und
Ausflügen erzählt er seiner Marie ausführlich und unum-
wunden. Er möchte sie sogar ein wenig eifersüchtig
machen und sagt ihr auf den Kopf zu, sie sei eifersüchtig,
sehr eifersüchtig! Es scheint ihm doch nicht gelungen
zu sein. Wie sollte sie auch eifersüchtig xraerden, wenn er
jeder Schilderung seines Verkehrs mit den jungen Mai-
länderinnen so warm aus dem Herzen strömende Ver-
Sicherungen seiner Liebe für die Entfernte, Einzige, hinzu-
fügt? Seinen Schutzengel nennt er sie unter manchen Ge-
fahren, die er offen eingesteht; nDu Miirchena redet er
sie an, und bekennt sich überall unter dem Zauber, den sie
über ihn ausübt. Täglich thut er seinen einsamen nMarien-
ganga zu der Stunde, da er einst sie besuchen durfte. Und
dann, an ihrem sechzehnten Geburtstage, spinnt er sich
ganz ein in das Gefühl seines heimlichen Glückes, seiner Holi-
nungen, von welchen Niemand sonst etwas weiss, noch
erfahren darf. Seine Liebe und seine Kunst sind ihm un-
trennbar. Und dann beglückt es ihn, dass seine Eltern
Marien so lieb haben und in jedem Briefe von der Freude
sprechen, die ihnen der schriftliche Verkehr mit dem ge-
liebten Kinde bereite. Auch dies gibt ihm innerliche
Festigkeit in dem so verlockenden Verkehr in Italien, und
er weiss, dass er seiner Liebsten einst wohne Vorwurf um
den Hals fallen können wirda.
Im CZIYDCVLIl des ersten WVinters steigerte sich das