AKADI
iMISCHE
JAHRE
ANTXVERPI
UND
MAILAND.
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in gemessenen Grenzen hielt, und auch zuweilen anders
berichten musste, als ihm zu Muthe war, und Andres gar
nicht nach Weimar mittheilte, weil es dort nicht laut zu
werden brauchte. Was Fr. Pecht über Preller erzahltf nach
mündlichen Mittheilungen des Künstlers, und zwar aus dessen
letzten Lebensjahren, ist flüchtig, verworren, oft unrichtig
und biographisch unbrauchbar. Dagegen Hiesst eine, beson-
ders für die Mailänder Jahre sehr ausgiebige und überaus
tmmuthige Quelle aus den Briefen des jungen Preller an
seine Braut in Antwerpen. Diese Briefe, mir von der Familie
zur Verfügung gestellt, erzählen ein unschuldiges deutsches
Liebesidyll, kindlich liebenswürdig, rührend, oft komisch,
oft sehr ernst; himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt.
Wßis zwei so junge Leute einander schreiben, ist selbst-
verständlich sehr harmloser Natur, die l-lerzensangelegenheit
steht im Vordergrunde, und auf ästhetische Auseinander-
setzungen oder Schilderungen italienischer Kunst lässt sich
der Zweiundzwztnzigjiihrige nicht ein, zumal er sich noch
ganz als Schüler weiss und innerlich gewaltig zu ringen
hat. Aber diese Briefe, welche durch mehrere Jahre gehen,
Sind sannntlicli ganz gewissenhaft mit Datum und jahres-
zahl versehen, und bieten, wenn man allerhand nicht zur
Ausführung gekommene Plane abzieht, in den Mittheilungen
des Kleinlebens und Kunststrebens, des Arbeitens und der
Auskunft über das zu Stande Gebrachte, doch ein zusam-
menhängendes Bild der Entwicklung des jungen Mannes
in diesen für ihn so entscheidenden Studienjahren. Dass
ES darin an lrrthütnern, falschen Auffassungen, Verkennung
1 nDCUISCIIC
und Erinnerungen
ROQCETTE.
Künstler des
von Friedrich
neunzehnten jahrhunderts.
P6Cl1ta. Nördlingen 1877.
Studien
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