AKADEMISCHE
JAHRE
ANTWERPI
UND
MAILAND.
ich ihm den Letzteren zu besonderem Studium empfohlen,
und zwar nicht ohne Grund. Denn es ist mit der Aus-
bildung des Künstlers, wie mit der Ausbildung jedes andern
Talents. Unsre Stärken bilden sich gewissermassen von
selber, aber diejenigen Keime und Anlagen unsrer Natur,
die nicht unsre tägliche Richtung und nicht so mächtig
sind, wollen eine besondere Fliege, damit sie gleichfalls
zu Starken werden. Ich bin gewiss, dass Prellern einst
das Ernste, Grossartige, vielleicht auch das Wilde, ganz
vortrefflich gelingen wird. Ob er aber im Heiteren, An-
muthigen und Lieblichen gleich glücklich sein werde, ist
eine andre Frage, und desshalb habe ich ihm den Claude
Lorrain ganz besonders ans Herz gelegt, damit er sich
durch Studium dasjenige aneigne, was vielleicht nicht in
der Richtung seines Naturells liegta. Goethe verbreitet
sich Eckermann gegenüber noch ausführlicher über Land-
schaftsmalerei, wobei er etwas umständlicher dasjenige
wiederholt, was er beim Abschied ttuseinandergesetzt.
nICh bin gewiss, so schliesst er, dass es bei Preller, als
einem geborenen Talent, Wurzel schlagen und gedeihen
werdea. Goethe hatte demnach seinen Schützling bereits
richtiger erkannt, als dieser selbst von sich sagen konnte.
Denn, wie ihm Antwerpen eine eigentliche Richtung noch
nicht gegeben hatte, so setzte er auf Italien zwar seine
Hoffnungen, ohne doch den Weg schon zu kennen, welchen
sein Talent einschlagen sollte.
Schwereren Herzens als von Goethe, den er als rüstigen
Greis von achtundsiebzig Jahren verliess, tiahm er Abschied
von dem an Jahren noch nicht so vorgerückten, damals
aber sehr leidenden Grossherzoge, der ihn auch auf diese
Reise gütig und mit Glückwünschen entliess. Sehr bange