AKADEMISCHE
JAHRE
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UND
NIAILAND.
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Stillen Verlobte; sie sagten sich, dass es ein langes Aus-
dauern und viel zu überwinden für sie geben werde, aber
sie wollten atuch das Schwerste nicht scheuen.
Endlich kam die Zustimmung des Grossherzogs zu
einer Veränderung seines Studienplans. Prellei" sagt: nEinige
in dieser Zeit entstandene Versuche im Genrefach, übrigens
missrathene und kindische Produkte, haben vielleicht meinen
hohen Gönner mit dazu bestimmt, dass er mich zurück
kommen und nach Italien ziehen liessa.
In Weimar (WOIIIU er im Juni 1826 zurückkehrte)
verweilte Preller kurze Zeit, um sich für die Weiterreise
zu rüsten. nGOCIIJC, der mich auch in Antwerpen nicht
ausser Acht gelassen, war besonders erfreut, dass ich dort
das Studium der menschlichen Figur zu meiner Hauptsache
gemacht hatte. Meine Ansicht war schon damals, wie noch
heut, dass eine genaue Kenntniss der menschlichen Gestalt
die sicherste, ja die einzige Basis bildet für die richtige
Erkenntniss und Würdigung der Schönheit in jeder Erschei-
nung der Natur. Ich meine: Wem sich die Schönheit,
das harmonische Ebenmtiß aller Theile in ihrem Verhaltniss
zu einander, wie zum Ganzen, in der Figur erschlossen,
dem wird sie sich auch in allem Übrigen offenbaren, sei
es in der Landschaft, in Pflanzen, Thieren, Architektur,
oder wo immer. Wer die Schönheit des Menschen erfasst
hat, dem widerstrebt das Hässliche überall, wie es andrerseits
auch ein Leichtes ist, dem Landschaftsmaler die Unkenntniss
der menschlichen Figur abzumerken. Ohne Auswahl des
Brauchbaren aus dem in der Natur sich darbieteuden Mate-
rial ist kein Kunstwerk im höheren Sinne denkbar, und
grade für diese Auswahl wird das Verstiindniss durch die
Kenntniss der menschlichen Figur entwickelt und gescharftct.