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ZIELE.
Preller erschien trotz seines hohen Alters rüstig genug,
um noch manches Jahr zu erleben, als seinen Tagen
ein plötzliches Ziel gesteckt, ward. Am ersten Ostertage
(21. April) des Jahres 1878 ging er mit seiner Familie
und einigen Freunden noch vergnügt nach Tiefurt. Abends
nach der Heimkehr fühlte er sich unwohl und eine Lungen-
entzündung warf ihn darnieder. Sein Sohn Friedrich war
bei ihm. Der Kranke fragte ihn nach alten Freunden, nach
Draegei" in Rom, nach den dresdener einstigen Genossen
Peschel und Ludwig Richter. Er verlangte wiederholt die
Sonne zu sehen. Wenige Tage nach seiner Erkrankung
starb er (23. April) und wurde ain 25. April, seinem vier-
undsiebzigsten Geburtstage, zu Grabe getragen. Seiner
Bahre folgten auch die Freunde und Freundinnen aus Berlin
und Breslau, welche herbeigeeilt waren, und die treue
Olinda, welcher nur noch eine kurze Zeit nach seinem
Tode
unter
den
Hinterbliebenen
beschieden
XN 211
Frau
jenny, die Gefährtin seiner letzten vierzehn Jahre [überlebte
ihn, um die Hüterin seines Andenkens so wie eines Thcils
seines künstlerischen Nachlasses zu bleiben.
Prellers künstlerischer Bedeutung gerecht zu wcrtlen,
bedurfte es dieses Buches nicht. Die Darstellung seines
Lebens und seines Charakters war die eigentliche Aufgabe.
Die Anziehung, die der Mann ausübte, war ausserortlentlich.
Wenige, die mit ihni oder in seiner Nähe lebten, werden,
wenn durch ein schroffes Wort von ihm getroffen, nicht HUCh
einmal das Gefühl gehabt haben, von ihin zurückgestossen
worden zu sein; Keiner, der ihn kannte, vermochte es ihm
nachzutragen. Denn seine Innerlichkeit und Herzensgüte
gab ihm Versöhnen so reichlich, dass man ihn lieben
musste, wie er war. Selbst wer den grossen Künstler in