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die ungebrochne Linienführung, zurück gegen das Belaubte,
gegen die Schattentöne bewachsener Landstrecken, mit
grossen Baumgruppen. Die heimische Natur Thüringens
gewann ihm wieder Zuneigung ab. Gewöhnlich nahm er
nach der Karlsbader Kur einen Aufenthalt in Ilmenau, wo
ihm die Waldlust seiner jugendjahre auch in der Kunst
wieder naher trat. Sie beherrschte ihn nicht, aber die seit
lange verschmiihten Motive gingen doch auch wieder in
seine Skizzenbücher und Zeichnungen über. Auch ein
Ölgemälde gehört in diese Zeit: Eisenacher Gegend mit
Staffage aus dem Leben der heiligen Elisabeth. Ein Kunst-
werk von grösster Feinheit, welches aber, wie es heisst,
seine früheren Arbeiten auf diesem Gebiete nicht erreicht.
(1874. Im Besitz der Frau Erbgrossherzogin von Sachsen.)
Bei solcher stillen Geschäftigkeit traf ihn der Vor-
schlag eines Münchener Verlegers, einen Cyklus von
Zeichnungen aus der llias, ähnlich denen der Odyssee zu
entwerfen. Eigentlich war der Plan gegen seine innerste
Neigung, zumal das Landschaftliche in der Ilias gegen den
Reichthtun und Wechsel in der Odyssee sehr zurücktritt.
Andrerseits lockte ihn wieder die grosse Aufgabe, die
cyklische Behandlung des Stollies. Er beschloss doch
darauf einzugehen. Eine Menge von vielversprechenden
Vorarbeiten entstand in kurzer Zeit, welche alle nur das
Figürliche behandeln. Bald Waren auch vier Cartonzeich-
itungen vollendet, darstellend Iphigenie in ALIllS, Achill
mit dem Leichnam des Hektor, den Tod des Ajas und
den Raub der Helena. Der Entwurf zum Achill wurde
von Kundigen für bedeutend erklärt, in den drei übrigen
wollte man erkennen, dass nicht das künstlerische Bedürf-
niss des Meisters, sondern äussere Anregung den Griffel
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