KARL
Gom-nßs UND
DER Scntyrzune
Aucusrs.
war es auch, der ihm die timfassende Bedeutung Goethes
erst erschliessen, ihn durch Gespräche zum Lesen der
Werke des Dichters erst anregen sollte. In den Notizen
über Prellers jugendjahre findet sich wohl, dass er mit
einem Freunde Schillers Dichtungen gemeinsam gelesen
habe, von Goethe ist noch nicht die Rede. Angenommen
aber, er habe auch schon Einiges von Goethe gekannt, so
stand er ihm, sogar trotz der persönlichen Beziehung, noch
Völlig entrückt. Er mochte mit Herzklopfen vor dem
grossen Dichter und dem in Weimar sehr hochgestellteia
Mttnne die Treppe hinaufsteigen, er wusste doch nur: das
ist der berühmte Goethe! Und in dem Kreise, in welchem
der Kunstschüler in Weimar verkehrt, war niemand (auch
Meyer nicht), der ihm eine Anleitung zum Lesen und zum
Verständniss Goethes hätte geben können. Es bedurfte
der Etitfernting, um mit Erstaunen die Höhe des Gipfels
zu erkennen, an dessen Fusse er bisher gestanden. jetzt
kam er in die richtige Schule, denn auch Carus war ein
umfassender Geist, und auf verschiedenen Gebieten thatig;
als Arzt, Kunstkenner, Dilettant in der Malerei, geistreicher
und gelehrter Schriftsteller. Goethe notirt über ihn: nDr.
Carus gab einen sehr wohlgedachten und wohlgefühlten
Aufsatz über die Landschaftsmalerei in dem schönen Sinne
seiner eignen Produktionena. (Annalen 1822.) Für den
jungen Preller wurde der Verkehr mit diesem Manne, der
ihn häufig in seine Familie zog, ihn zu Tische lud, ihm
in seinen Sammlungen Anatomie zu zeichnen erlaubte,
sehr xxrerthxioll. Ueber die Kunstbestrebtlngen seines Gön-
ners Lirtheilte er später: nDr. Carus malte Landschaft, und
ich bin nie einem Dilettanten begegnet, der ihm nur an-
nähernd gleichgekonamen wäre. Seine mannigfaltigen Er-