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X-XLIENISCHE
TAGEBÜCHI
NEAPEL
SQRRENT
CAPRI.
ein Blumengärtchen geschaffen. Was mag dieser Ort für
schauderhatfte Verbrechen gesehen haben! jetzt betet ein
einsamer Laienbruder hier sein Paternoster. Die noch
übrigen Mosaikftissbödeti und andre hier gefundene Reste
sind Beweise der grössteti Pracht, mit der der Palast erlmut
und geziert waru.
vEinige hundert Schritte abwärts hat ein alter Soldat
Napoleons 1., welcher den russischen Feldzug mitgemacht,
eine kleine trattoria errichtet. Wir traten ein und liessen
gefundene Reste
der Palast erbaut
uns eine Tasse Kaffee machen, und sahen hier die Stelle
von wo Tiber seine Opfer in die Tiefe stürzen liess. Die
Tiefe beträgt ohne jede Unterbrechung 113; Fuss. Wir
thaten einen Blick mit Schauder hinunter, und zogen uns in
das Haus zurück, wo uns der Alte angenehm unterhielt und
bis zur Stadt begleitete. Von hier aus, uns zur Rechten, liegt
ein ziemlich fruchtbares Thal mit grossen Strecken, die nichts
sehen lassen als Cactus, ein durchaus frenulartigei" Anblick.
Mit einbrechender Nacht erreichten wir die Stadt, in der
jetzt mehrere Hundert Sicilittner herbergen. (Wie man sagt,
lauter Polizeibeamte.) Ich sah nie aullallendere Galgen-
plßvsiognomien. Singen und 'l"rinken ist ihr Tagwerlt.
Die Einwohner hassen sie, und wünschen, dass ihr Aufent-
halt nicht lange wahre. Seit wir hier sind, haben uns
fremde Gäste nicht gestört, wir sind die Herren des Hauses,
Ein junger böhmischer Architekt, Namens Zitelt, wtu" der
einzige, uns sehr angenehme, Gesellschafter für einige
Tageu.
vUm bei der Arbeit uns einige Erleichterung zu schaden,
bedienen wir uns zweier Knaben, Giovanni und Michele
Strina, die uns das Arbeitszeug tragen. Beide Jungens
sind hübsch, und von einnehmendei" Liebenswürdigkeit,