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ZBÜCHER.
NEAPEI.
CAPRI.
SORRENT,
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Castellamare, Sorrento, zu uns heran, bis an die Spitze
des Cap Canipannella zieht. Hier verweilt unser Blick
eine zeitlang auf den grossartigen Formen der Küste und
den darüber ernst und mächtig aufsteigenden Monte St.
Angele, der wie ein Ltngehettrer" Riese Alles um sich her
und unter sich zu bewachen scheint. Selbst im reizendsten
goldigen Sonnenduft behielt sein schrofigezeichnetes felsiges
Haupt einen fremden, wilden Ausdruck. Unser Blick gleitet
abwärts, wir timsegeln die Spitze des Cap, besuchen die
Sireneninselclien, sehen die Bucht von Amalii, und kommen
endlich bis Salerno. Der ganze Golf liegt uns zur Rechten
in weitester Ferne bemühen wir uns Paestum zu entdecken,
umsonst, wir verlieren uns zuletzt im unendlichen blauen
Duft, und unterscheiden kaum noch Land vom Meer. Still
staunend standen wir neben einander, Keines wagte zu
reden, bis uns endlich die tiefer sinkende Sonne erinnerte
an den Rllickztig zu denken. Vor dreissig Jahren hatte
ich an derselben Stelle gestanden, das Leben mit seinen
Erwartungen vor mir; jetzt mit Frau und Sohn und der
lieben Freundin. Die Vergangenheit mit all ihren Freuden,
aber auch so vielen mühevollen "Lagen und Leiden, zog
durch meine Erinnerung, und ich dankte dem Himmel
für diese Stunde, in der mir so tmendlich Schönes be-
schccrt
wWir hatten die höchste Pracht der Beleuchtung 11b-
gexxuiriet, jetzt war sie VOTlllJCY, die Sonne sank tiefer und
wir traten den Rückweg durch die Ruinen an, in welchen
ein Einsiedler seine kleine Behausung aufgeschlagen. Ihn
selbst tlinden wir nicht, doch Spuren seiner einsamen
lliiitigkeit, denn innere Beschauung schien ihm nicht 211.15-
zureichen. Aus einem Zimmer des Tiber hatte er sich