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TAGEBUCHER.
NEAPEL,
SORRENI".
CAPRI
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(25. Juni.) nGestern Abends um 9 Uhr von Paesttmi
zurück. Bei meinem ersten Aufenthalt in Italien kam ich
in einem der lieissesten Monate, im Juli nach Neapel. Von
Capri ging ich in Gesellschaft des Doctor Haertel aus
Leipzig nach Amalii und Salemo, um von da die Tour
nach Paestum zu machenf Nach kurzer Fahrt zu Wasser
begegneten uns von dort kommende Boote und warnten
uns, die Reise fortzusetzen, da in P216StLll11 das Fieber in
erschreckender Weise aufgetreten sei. Wir kehrten, 0b-
gleich ungern, doch um, und so musste ich damals Italien
verlassen, ohne diesen einzigen Ort gesehen zu haben.
Diesmal wollte ich ihn mir um keinen Preis entgehen
lassen a.
nAni 21. juni, Nachmittags 3 Uhr, setzten wir uns in
den XVagen (ein gutes Geschirr mit drei Pferden) und
fuhren über Castellamare, La Cava, nach Salerno, wo wir
übernachteten. Des andern Morgens 6 Uhr traten wir die
Reise nach PIICSILIDI an. Mit guten Pferden hat man da-
hin vier Stunden nöthig und so kamen wir um I0 Uhr
bei den Tempeln an. Der Weg von Salerno geht unaus-
gesetzt den schönsten Gebirgszug zur linken Hand entlang
bis Paesttitn, welches in der Fläche liegt. Wir waren auf
der Stelle, wo im Alterthtirn eine der blühendsten Städte
gelegen, von welcher ausser den drei Tempeln nur ganz
unbedeutende Reste der alten Stadtmauer und des T heaters
noch sichtbar sind. jetzt traten uns arme, von Fiebern
zerstörte, in Lumpen gehüllte, kaum als Menschen kennt-
liche Bettler entgegen. Nachdem wir die Armen möglichst
befriedigt, gingen wir nach den Tempeln. Wie soll ich
den Eindruck schildern? Ein Stück grosser griechischer
Blüthe liegt vor uns. Die Tempel stehen von den wenigen