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ITALI
ENISCHE TAGEBÜCHER.
SoRREs."
NEAPEL,
CAPRI.
zurückgelegt hatten, uns doch viel Neues und Ueberraschen-
des bota.
(Sorrent I4. Juni.) nl-leut ist grosses liest der sette
altare. Die Vorbereitungen solcher Feste sind in hohem
Grade charakteristisch und nur den Italienern eigenthüm-
lich. Schon seit mehreren Tiagen werden Altäre und
geschmückte Bogen gebaut, durch welche das Allerheiligste-
getragen und die Benediction ertheilt wird. Vor unserem
Gasthof steht bereits, bis auf kleine Ausschmücltungen,
der grösste Altar fertig. Es hat uns alle wirklich unter-
halten, diesen Bau, der mehr als zwei Stockwerke hoch
ist, vom ersten Beginnen bis zur Xibllendung verfolgen
zu können. Stangen und Knüttel von allen Längen, Stricke
und Faden aller Art, bunte Fetzen von Futterkattun und
Goldpapier u. s. w. das ist das Material, aus welchem
der für's Volk prachtvolle Bau aufgeführt wird. Da wir
der ganzen Construction im Rücken stehen, sehen wir die
Lumperei in ihrer ganzen Ausdehnung und Vollkommen-
heit. Beim leisesten Luftzug bewegt sich die Maschine,
und sollte es einen wirklichen Windstoss geben, so bin
ich sicher, der ganze Kram flöge in die See. Dass an
dieser Erscheinung nichts ist, was "man geschmackvoll
nennen könnte, braucht keiner Versicherung, aber bewun-
derungswürdig ist die Geschicklichkeit und Sicherheit, mit
der zwei bis vier Leute Fetzen aller Art verwenden, um
Pilastet, Kronen, Sterne, Baldachine herzustellen und damit
ein zusammenhängendes Ganze aufzubauen. Ich habe mich
selbst Elberzeugt, dass an dem ganzen Werke weder eine
Klammer noch ein Nagel verwendet wurde, Alles ist zu-
snnnnengebttnden und geHickt. Hulshrechenti sieht es aus,
wenn die Leute in solcher Höhe auf den Knütteln und