Volltext: Friedrich Preller

ITALIENISCHE 
T AGEBÜCHER. 
NEAPEL, 
SORRENT, 
CAPRI. 
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armen Nordländeiwi so selten bescheert ist, die Natur in 
ihrer grössten Schönheit zu beschauen. Die antike Trito- 
nenwelt tauchte im modernen Leben noch einmal vor 
UNS 
alllfa  
nDa es Mittag geworden, hatten wir Alle das Bedürf- 
niss, ein Glas Wein zu trinken, und so geriethen wir, 
dasselbe suchend, in eine interessante Hänslichkeit. Unsre 
übermiissig dicke Wirthin war Mutter von zwölf Kindern, 
selbst noch schön von Gesicht. Am LIHZlChCDLlSICH aber 
war eine ihrer erxxiachsenen Töchter, eine schlanke wunder- 
schöne Gestalt, mit herrlichem Kopf, die im Ausdruck 
etwas schwermiithig Schwarmerisches hatte. Sie bewegte 
sich gemessen, weich und reizend bei jedem Anlass. Bald 
fanden sich wieder allerlei Netigierige, besonders Knaben. 
Eine l-"rau mit einem rafaelischeii Kinde auf dem Arme, 
ergrirl das Tamburint) und sogleich setzten sich zwei 
junge marinari in Bewegung. Wir sahen den Saltarello in 
hübscher und in immergrösserer Abwechselung tanzen. Bald 
mischten sich auch die Knaben ein und diese amüsirten 
uns durch die possirlichsten Sprünge. Nach eingenomme- 
nern schlichten Mahle nahmen wir Abschied, bestiegen die 
glühenden Sattel und traten den Rückweg 21110. 
nAuf der Höhe wieder angeltommen, hatte ich grosses 
Verlangen, die Insel Capri von hier aus zu sehen, da sie 
von diesem Punkte aus in starker Verkürzung vor uns 
liegen musste. Wir bogen also links von der Strasse ab, 
kamen nach dem Örtchen Termini und erreichten unsern 
Zweck xiollltommen. Die Insel lag in ihrer phantastischen 
Form, aber etwas lremdartig, vor uns ausgebreitet. Auch 
hier wurde eine Linie gezeichnet und dann der Rückweg 
weiter verfolgt, der, obgleich wir ihn diesen Morgen erst 
ROQEI-TFTE. 17
	        
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