Volltext: Friedrich Preller

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SNISCHE 
AGEBÜCHER. 
3113m 
SORRENT, 
CAPRI. 
nDie Behauptung, nmn müsse Italien in der Jugend 
sehen, wird an mir zu Schanden. Ich sah es und sehe es 
wieder, aber mit welch anderem Sinn! Ich fühle mich 
unendlich beglückter als damals und in jeder XVeise be- 
friedigter. In höchster Befriedigung und gehobener Stim- 
mung bewegte sich unser Zug still vorwärts nach der 
Tiefe und erreichte nach einer guten halben Stunde Nerano. 
Was wir hier sehen, hören und fühlen, beweist uns, dass 
wir im eigentlichen Süden von Italien sind. Das (Örtchen 
Nerano hat in seiner Bauart etwas Orientalisches. Die 
Einwohner, welche die "wenigen hier erscheinenden Fremden 
neugierig besehen und verfolgen, sind durchschnittlich 
schön gebaut und haben einen liebenswürdigen Ausdruck. 
Besonders schöne Köpfe sind nichts ungewöhnliches. Den 
Ort patssirt, geht es immer steil ttbwiirts; um 10112 61'- 
reichten wir bei grossei" Hitze Ponte di Nerano, den Hafen- 
platz des Capo Ciunpanella. Friedrich und ich zeichneten 
zur Erinnerung eine leichte Skizze. Die Sache imponirte 
uns durch den grossartigen Zug der aus dem Meere auf- 
steigenden Felsen, welche gegen Capri hin, in zwei grosseit 
Hügeln weit in die See vorspringen. Wir befanden uns 
sehr bald in grosser, aus allen Altern gemischter Gesell- 
schaft, die uns neugierig Lunlagerte. Ini Wasser und auf 
dem heissen Strande tummelte sich die jüngste Generation. 
Nachtlem wir unsre Arbeit beendigt, machten wir uns das 
Vergnügen, kleine Geldstücke {in die See zu werfen, wo- 
rauf ein Gesellschiiftchen von zehn bis zwölf der reizend- 
sten Knaben pfeilschnell in der Tiefe verschwand und 
nachdem sie wieder erschienen, sich über und unter dem 
Wasser um den Besitz bekämpfte und verfolgte. Wir wurden 
nicht müde das Spiel wiederholen zu lassen, da es uns
	        
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