ITALIENISC!
TAGEBÜCHER.
NEAPEL,
CAPRI.
SORRENI",
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nach Pompeji zu fahren. Die bedeckte Luft kam uns zu
Statten, da bei reiner Sonne der Spaziergang durch die
Stadt eine grosse Strapaze ist. Pompeji ist in allen Reise-
büchern so olit beschrieben, dass es tinnütz wäre, mich
damit abzugeben. Seit ich es dats erstemal gesehen ist
gar mancherlei Neues zu Tatge gekommen. Zumeist hat
mich die Casa del Fauno interessirt, augenscheinlich ehe-
dem ein vornehmes Hains. Der hier gefundene tanzende
Faun gehört zu den sehr wenigen Kunstwerken von Be-
deutung. Die Bronce ist vollkommen erhalten. Bei einiger
Aufmerksamseit sieht man deutlich, dass die Zeit von
Pompeji, wie wir es jetzt linden, in eine schon vorüber
gegangene Kunstperiode gehört. Die Ausführung der Wand-
malerei ist, bis auf einige zäusnahmen, roh, doch sieht
man vielfach, dass gute Muster zur Richtschnur gedient
haben. Wir thun in Pompeji, und nur hier, einen Blick
in das eigentliche bürgerliche Leben, in die HilllSllCllliült
des Alterthtnns. Ohne die Aullindung dieser Stadt wäre es
wahrscheinlich ganz verschlossen geblieben. Von grossem
Interresse war mir das Amphitheater, die tragische und
komische Bühne, sowie die Bäder, welche Bauten alle so
weit erhalten sind, dass wir uns einen deutlichen Begrili
davon machen können. Während der Besichtigung dieser
merkwürdigen Reste kam mir wiederholt der Wunsch,
doch ein oder das andere Haus vollständig zu restzltiriren.
Dadurch würden wir leicht mit mehr Klarheit auch in
das Ganze schauen. jetzt sieht man nur die tmbedecltten
Räume, oft durch das Wegtragen der Dekoration be-
schädigte Wände. Wie ganz anders würden wir erfreut
sein, wenn Dachung, Verbindung der Räume, die Zimmer
mit ihrem Schmuck, Küche und Keller mit ihren Gefässen