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ITALIENISCHE
sßücnßra.
TAG!
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CAPRI.
über unsere Köpfe und erhöhte den malerischen Reiz wo-
möglich noch. NVir beeilten uns, Neapel zu erreichen, ge-
langten aber nicht dahin, da uns verlockende Sirenen,
diesmal in Kellnergestalt, den Weg abschnitten. Da kein
Ulyss unter uns war, erlagen wir der Gefahr, haben aber
keine Ursach zur Klage. Ein vortreifliches Mittagessen
im reizendsten Lokale liess nicht lange auf sich warten.
So hatte noch Keiner der Gesellschaft gespeist. Auf einem
in die See vorspringenden Felsen lag die anmuthige Ve-
randa. Neapels himmlische Seeluft durchkühlte uns nach
ausgestandenen heissen Stunden. Unter uns die blauen
plätschernden Wogen mit ihrer einzigen reizenden Musik,
vor uns die in Sonnenduft glänzende goldige See und die
Ansicht auf Sorrento und den über ihm sich erhebenden
majestätischen Monte St. Angelo. Vorüberziehende Sänger
kehrten hier ein und Linterhielten abwechselnd das kleine
Publikum durch eigenthümliche heiterste Lieder. Neapel
ist ein Paradies, was besonders seinen Zauber über uns
ausströmt, sobald man die geräuschvolle Stadt verlasst.
Obgleich wir dem grössten Lärm schon fern wohnen, ist
er doch, besonders gegen Abend zur Zeit des Corso, so
sinnciiverxvvirreiid, dass ich mich jetzt schon sehne, die
Stadt zu verlassen. Noch ist die Luft zu dunstig, um in
der Ferne Neapels Schönheiten vollkommen zu geniessen,
und so setzen wir das Malen noch aus, da in den nächsten
Tagen dauernde Klarheit eintreten muss. Das Museum
mit seinen unendlichen Schätzen beschäftigt uns an solchen
Tagen ausreichend a.
(20. Nlai.) nDCT Aufenthalt in Neapel ist in Allem
verschieden von dem in Rom. NViihrend ich, uncl mit mir
gewiss Tausende, gestehen, dass man in Rom mit jedem