Volltext: Friedrich Preller

ITALIENISCHE 
TAGEBÜCHER. 
NEAPEL, 
Sonnzzwr, 
CAPRI; 
2ä9 
Handwerken überall zu umgeben. Fussböden, Wände, 
Möbels, Geriithschaften in Zimmer und Küche, Brunnen, 
öffentliche Bauten, Monumente, Alles trägt den Stempel 
derselben hohen Schönheit und Heiterkeit. Unsre arme, 
an Geschmack verwaiste Zeit stellt jedes künstlerisch her- 
vorgelockte sogenannte Kunstprodukt unter eine Glasglocke, 
unter Verschluss, oder unter den Schutz einer Schildwache, 
damit es nicht beschmutzt oder entweiht werde. Damals 
war jeder Mensch ein Wächter, weil er den Sinn dafür 
und die Freude daran hatte. Alles war naturwüchsig, es 
war Bedürfniss, heut ist es Luxus geworden. Bedenke ich 
das Damals und das Heut, so überkommt mich" bei dem 
letzten ein solcher Ekel und Missmuth, dass ich mich in 
die dunkelste Ecke verkriechen möchte, um nichts mehr 
zu sehen und zu hören a.  
nGestern (17. Mai) machten wir einen Spaziergang 
nach dem Grabmal des Virgil am Posilip, der in der Nähe 
und aus unsrem Fenster sichbar ist. Das Originelle des 
Baues verlockte uns, den Weg hindurch zu machen. Auf 
der andern Seite des Berges angekommen, setzten wir un- 
sern Weg nach links abbiegend fort und gelangten nach 
einer Stunde an die See, Puzzuoli gegenüber. Nachdem 
ich mit Friedrich etwas gezeichnet, nahmen wir eine Barke 
für den Rückweg nach Neapel, passirten Scoglia di Vir- 
gilio, welcher Fleck mir aus meiner Jugend als sehr schön 
in der Erinnerung geblieben war. Von Neuen aber über- 
raschte mich doch die Pracht und Grossartigkeit dieser 
steilen Ufergegend. Ich träumte mich lebendig in die 
Scenerie der Odyssee. Das Wetter begünstigte in schönster 
YVeise die Fahrt, nach stundenlangem klarstem Sonnen- 
schein stieg jetzt ein Gewitter mit seiner ernsten Musik
	        
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