SCHÜTZLIN s
DER
GOETHES
UND
KARL
AUGUSTS.
Mutter energisch zu helfen wusste, um die Einquartierung
in Respekt zu halten. Den Knaben waren die Gäste
lieb, sie wurden mit den Soldaten vertraut, halfen die
Waffen putzen, machten Bekanntschaft mit den Offiziers-
burschen, und genossen dadurch das Glück, die Pferde niit
in die Schwemnie zu reiten. Als die Franzosen, furchtbar
zugerichtet, auf dem Rückzuge Waren; folgte neue Einquar-
tierung. In Weimar lztgen Baschkiren und Kosacken, ein
Entzücken der Jugend. Friedrich trieb sich viel unter ihnen
umher, zeichnete und malte sie, und verkztufte die Bilder
an seine Kameraden, das Stück für einen Sechser. Ein
Kosack lehrte ihn reiten, und liess ihn Stunden lang auf
seinem Pferde umher tummeln. Das Verhiiltniss wurde so
Warm, dass, als die Russen abzogen, der Kosack seinen acht-
jährigen Freund lnit aufs Pferd nahm, den Galgenberg hinauf,
wo er sich unter Thränen von ihm verabschieden musste.
War
solcher
Lebensweise
der
Knabe
früh
einer
gewissen Selbständigkeit gelangt, so brachte diese doch
mehr Nachtheile als Vortheile. Der eingerissenen Unord-
nung war von den Eltern schwer zu steuern, und vor allem
erschien in der nun wieder ruhigeren Zeit der geregelte
Schulbesuch der Jugend eine grosse IDlage. Preller kam
auf das Gymnasium, welches er von der Quarta bis zur
Obersecunda besuchte. Auch diese Schuljahre scheinen
noch an manchen Nachwehen der Kriegszeit gelitten zu
haben. Der alte Conrektor Schwabe, bei den Schülern
beliebt wegen seiner Nachsicht und seines Humors, mochte
kein bedeutender Schuhnann sein; es fehlte nicht an Anek-
doten über ihn. Doch pflegte Preller im Scherze gern
von sich selbst zu versichern, dass er einst ein recht guter
Lateiner
gewesen
sei.