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ITALIENISCHE
TAGEBÜCHER.
F LORENZ,
OLEVANO,
Rom
der Ferne. Preller sah aber nur diese öffentlich, und du
er sich durch sie vielfach belästigt fühlte, übertrug er
seinen .Widerwillei1 auf die ganze Nation. nDiG mir ver-
hasste Nzitional-Phjisiognoinie ist stets unter dem römischen
Volke eine lächerliche Karikatur und wird unerträglich,
sobald sich ein Laut über ihre Lippen verläuft. Der Eng-
länder ist in dieser Natur ein Misstou und man wird durch
ihn gestört, WO er erscheint, sei es im Freien oder unter
Kunstwerken. Einen glänzenden Beweis ihrer Brutalität
lieferte diese Nation während des diesjährigen ganz miss!
lungenen Carnevals. Während der Römer das NVerfen der
Confetti nur dazu gebraucht, die Aufmerksamkeit auf sich
zu lenken und dies in zierlichster Weise vollbringt, um
ein schönes Bouqttet folgen zu latssen, versieht sich der
hässliche Inselbewohner zu Wagen oder auf den Balkonen
mit Säcken voll confettazzi und schleudert diese mit der
möglichsten Gewalt aufs Publikum, so dass vielfach schmerz-
hafte Verletzungen vorkommen. Ich selbst habe drei Tage
an unausstehlichen Augenschmerzen gelitten und kann noch
immer froh sein, dass ich ohne Schaden an den Augen davon
gekommen bin. Wo in Rom der freie Zutritt versagt ist,
trägt stets die Brutalität dieser Nation die Schulda.
nDlG Witterung welche während des Winters besonders
wechselnd war, beginnt beständig und reizend zu werden.
Die Mandeln blühen, die Vögel singen ihre hellen Melodieen
und Alles freut sich des Lebens. Die Luft duftet von
Veilchen und ist so süss, dass man unausgesetzt sie athmen
möchte. Mit diesem Abschnitt beginnt das römische Volk
Wieder aufzuleben und mit ihm Alles, was sich als Gast
hier befindet. Die Vorbereitungen zur Osterfeier nehmen
aut dem Pincio jetzt schon ihren Anfang, die des grossen