IZFALIENISCHE
TAGEBÜCHER.
FLORENZ,
OLEVANO, ROM.
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herrlich und breit in der Zeichnung, schön in der Farbe,
und alle Figuren von grosser Anmuth. Von Schadows
Bildern ist wenig, am wenigsten etwas Gutes zu sagen.
Die herrlichen Schöpfungen der drei andern Meister drücken
diese vollkommen zu Boden. Cornelius hat vor wenigen
Jahren diese Räume selbst bewohnt. Welche Gefühle
mögen nach so thatenreicheni Leben den alten Meister
hier durchwärmt haben! Bei Freund Wittnier, der mit
seiner Familie in jeder Weise gefällig ist, habe ich eine
Menge Zeichnungen seines Schwiegervaters, des alten Koch
gesehen. Dieser Riesengeist tritt mir in jedem Striche
entgegen, selbst in den Sachen, die er als Greis, in den
letzten Tagen seines Lebens, geschaffen. Sein Kunstgenie
ist bis zur letzten Stunde gewachsen, oft sieht man eine
zitternde Hand und schwächeres Auge, beides aber war
noch ausreichend die schönsten und frischesten Gedanken
zu formen. Eine seiner letzten Compositioncn habe ich
jetzt in den Händen, Paris reicht den Apfel der lieblichsten
Schönheit. Welcher Reiz des Ganzen, welche Schönheit
der Landschaft und Figuren! Ich will mir diese nur ge-
kritzelte Zeichnung durchpausen. Dieser einzige Mensch
starb, nur von sehr wenigen verstanden, fast im grössten
Elend. Schinipf und Schande unsrer Zeit! Dies ist wohl
der treffendste Beweis, in welche Tiefe unsre Kunst ge-
sunken. Handfertigkeit, und Gedanken denen jeder Topf-
binder nachkommen kann, bezeichnen heut was man Kunst
nennt. Möge der Himmel mit die Einsicht erhalten, der
ich so manches Opfer, aber gern, gebracht. Ich will der
Mode nicht angehören, und hoffe, wenn ichs auch nicht
erlebe, dass das Rechte wieder steigen wird. Ich habe
mich stets mit dem Verständniss Weniger begnügt, ob-
RoQuET-rs. Ij