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ITALIENISCHE
TAGEBÜCHER.
FLORENZ,
OLEYANO,
Rom
ihn zu begrüssen, und wurde mit Herzlichkeit empfamgeiu.
Bald darauf brachte er ihm die Seinen, und es kam zu
einem freundschafrlicheim Verkehr zwischen den Faniilien.
nSeit wir uns zuletzt in Berlin sahen, sind wenigstens
zwölf Jahre vergangen, und ich finde, dass er (Cornelius)
sich doch verändert hat, jedoch mehr körperlich, als geistig,
denn er ist ebenso frisch und jugendlich in seiner Unter-
haltung, als in seinen Produktionen. Die Predellen aus
den Werken der Barmherzigkeit sind über allen Ausdruck
schön, in der Form von grosser Vollendung. Nach dieser
Seite ist Cornelius stets vorgeschritten und geht noch mit
jeder Arbeit vorwärts. In Rom kann man nur an das
Höchste den Massstab legen, das Mittelmiissige fällt von
selbst zusammen, und hier stehen die Arbeiten von Cornelius
an der Seite der höchsten Schöpfungen der grossen italie-
nischen Zeitu. Cornelius behielt die nl-loinerischen Ar-
beitena mehrere Tage und hatte grosse Freude daran.
nJGdCS Wort ist von Bedeutung bei ihm, er spricht nie
um zu sprechen, mit seinem Adlerblick übersieht er in
grösster Raschheit das ganze Wesen der Suche, und lässt
sich durch Episoden nicht bestechen oder täuschen. Tadelt
er etwas, so folgt im nächsten Augenblick die geistreichste
Verbesserung. Ich habe wohl anderthalb Stunden in meiner
Angelegenheit mit ihm verbracht, und in dieser kurzen
Zeit viel gelernt. Wäre ich dieser Unterredung wegen
allein nach Rom gekommen, ich würde die Reise nicht
bereuen. Er hat mir versprochen die Zeichnungen noch-
mals mit mir durchzusehen, Weil die Sache ihm von grosser
Bedeutung erscheine. Ich kann nichts mehr wünschenu.
Beglückte ihn nun der Verkehr mit Cornelitis immer
neu, so Widerte ihn die Masse der modernen spekulativeren