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ITALIENISCHE
TAGEBÜCHER.
FLORENZ,
OLEVANO,
Rom
Dass es ein Unterschied ist, ob man zum ersten oder
zweitenmal hier ist, brauche ich Ihnen nicht zu versichern;
ganz besonders wenn man einen wirklichen Zweck damit
verbindet, wie das bei mir gegenwärtig der Fall ist. Alles
erscheint mir diesmal klarer, sowohl das Höchste, als das
Mindere, und so ist der positive Nutzen natürlich ein
bedeutender. Meine Arbeit hat in Rom denselben Erfolg,
wie in Deutschland, und das macht mich fröhlich zur
weiteren Ausbildung der Sache. Ich nehme nochmals die
Stalfagen ernstlich durch, und habe eine Partie davon neu
komponirt. Durch meine Studien in Olevano und der
Campagna habe ich in der Sache schon viel gewonnen,
Neapel und Sicilien werden nicht minder gehaltreich sein.
Bedenke ich aber, was ich alles noch zu thun habe, oder
was ich noch machen will, so wird mir in Wahrheit oft
recht bange, denn ich will mich so vorbereiten, dass das
Werk nach allen Seiten hin bestehen kann. Friedrich ist
mit mir sehr Heissig und macht mir grosse Freude. Die
Erscheinungen in der Kunst im Ganzen sind eben so traurig,
wie überall, Ausnahmen kommen natürlich vor, und diese
wenigen geben mir noch Trost. Rom ist ein Geldmarkt
geworden, doch ich mische mich in diese Lumpereien
nicht, und so ist und bleibt mir Rom das einzige, göttliche
Rom. Ach! liebe, theure Freundin, warum sind Sie nicht
mit uns? Wie oft muss ich daran denken, dass Sie es
vielleicht hätten möglich machen können. Ein einziger
Tag in der Campagna oder im Vatican ist ein Stern, der
durchs ganze Leben fortleuchtet. Ich versuche nicht in
Details über unsern Aufenthalt hier einzugehen, fürchtend,
dass Sie sich bei den Wiederholungen striiHich langweilen.
Der französische Einfluss auf's Volk hier ist sehr sichtbar,