Volltext: Friedrich Preller

ITALIENISCHE 
TAG] 
ZBÜCHER. 
FLORENZ, 
RUM. 
OLEVANO, 
219 
Freude, solche einfache Natürlichkeit wieder zu finden, 
die uns Ausländern ebenso wunderbar als selten vorkommtu. 
Das Weinachtsfest, welches sonst im Prellerschen 
Familienkreise stets mit besonderer Lust gefeiert wurde, 
konnte in Rom nicht mit so viel heimlichen Vorbereitungen 
und selbstgearbeiteten Geschenken begangen werden. nDas 
Fest geht hier im allgemeinen stiller vorüber, als bei uns, 
und die Sitte, sich gegenseitig zu beschenken, fällt auf 
den Dreikönigstag. Die Deutschen halten an ihrer Sitte 
fest, und so werden mancherlei Lorbeerbätime mit Lichtern 
und goldnen Orangen aufgeputzt. Auch wir hatten es 
beschlossen, doch die Früchte sind noch zu sauer, und so 
sind wir überein gekommen, uns etwas Bleibendes zu 
schenken, was gleichzeitig eine Erinnerung an Rom ist. 
Die Photographie ist hier wohl am vollkommensten, und 
so wollen wir eine Auswahl treffen und uns damit weniger 
überraschen, als erfreuen. Die berühmten Bauten und Ruinen 
von Rom sind in grösster Vollkommenheit und in immenser 
Grösse und Auswahl hier, so auch Antiken und Hand- 
zeichnungen von Rafael und Michelangelo. Ein und das 
Andre von jeder Art wird wohl aufgetischt werdeim Das 
schöne Fest wurde doch sehr getrübt, da bei Preller sich 
in dieser Zeit die Kopfschmerzen sehr heftig einstellten. 
Er selbst blieb gern zu Hause und überliess es den Übrigen, 
den pomphafteti Feierlichkeiten in den" verschiedenen Kir- 
chen beizuwohnen. 
Am Beginn des neuen Jahres schreibt er (9. jan. 1860) 
an Frau Storch: nlch bedaure in Wahrheit jeden gebildeten 
Menschen, der das (jlück, Italien keimen zu lernen, nicht 
erreichen kann, ob er die Kunst treibe oder nicht, denn 
jeder findet, und muss ein grosses Feld für sich finden.
	        
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