ITALIENISCHE
TAG]
ZBÜCHER.
FLORENZ,
RUM.
OLEVANO,
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Freude, solche einfache Natürlichkeit wieder zu finden,
die uns Ausländern ebenso wunderbar als selten vorkommtu.
Das Weinachtsfest, welches sonst im Prellerschen
Familienkreise stets mit besonderer Lust gefeiert wurde,
konnte in Rom nicht mit so viel heimlichen Vorbereitungen
und selbstgearbeiteten Geschenken begangen werden. nDas
Fest geht hier im allgemeinen stiller vorüber, als bei uns,
und die Sitte, sich gegenseitig zu beschenken, fällt auf
den Dreikönigstag. Die Deutschen halten an ihrer Sitte
fest, und so werden mancherlei Lorbeerbätime mit Lichtern
und goldnen Orangen aufgeputzt. Auch wir hatten es
beschlossen, doch die Früchte sind noch zu sauer, und so
sind wir überein gekommen, uns etwas Bleibendes zu
schenken, was gleichzeitig eine Erinnerung an Rom ist.
Die Photographie ist hier wohl am vollkommensten, und
so wollen wir eine Auswahl treffen und uns damit weniger
überraschen, als erfreuen. Die berühmten Bauten und Ruinen
von Rom sind in grösster Vollkommenheit und in immenser
Grösse und Auswahl hier, so auch Antiken und Hand-
zeichnungen von Rafael und Michelangelo. Ein und das
Andre von jeder Art wird wohl aufgetischt werdeim Das
schöne Fest wurde doch sehr getrübt, da bei Preller sich
in dieser Zeit die Kopfschmerzen sehr heftig einstellten.
Er selbst blieb gern zu Hause und überliess es den Übrigen,
den pomphafteti Feierlichkeiten in den" verschiedenen Kir-
chen beizuwohnen.
Am Beginn des neuen Jahres schreibt er (9. jan. 1860)
an Frau Storch: nlch bedaure in Wahrheit jeden gebildeten
Menschen, der das (jlück, Italien keimen zu lernen, nicht
erreichen kann, ob er die Kunst treibe oder nicht, denn
jeder findet, und muss ein grosses Feld für sich finden.