Volltext: Friedrich Preller

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ITALIENISCHE TAGEBÜCHER. 
ßruaxz, 
OLI 
ZYANO, 
Rom. 
er es ltannte, in dem Bilde niederzulegen. Dass dies, bei der 
eignen tiefen Empfindung und Reinheit der Seele, neben 
der grössten Meisterschaft klar werden musste, wird man 
wohl verstehen, und dies ist der eigentliche Zauber in die- 
sem himmlischen Bilde, auf welches auch nicht das Ge- 
ringste störend einwirkt, dagegen noch mtinches dazu bei- 
trägt. Zuerst deutet die blasse aber reizende Farbe des 
Fleisches, das tiefliegende, beschattete Auge, der ernste 
Mund, auf ein ernstes inneres Leben, und damit in voll- 
kommener Harmonie und Schönheit ist die einfache, aber 
gewählte Kleidung. Die Farbe derselben ist so still gehalten, 
dass der Blick des Beschauers immer auf dem Kopfe ruht und 
nie satt wird, immer in die seelenvollen Züge zu schauen. 
Nichts im Bilde erinnert an ein Machxverk, die Sache steht 
ohne Schminke vor uns. Tiziatns weibliches Porträt tritt 
uns zuerst und zuletzt mit seiner Aeusserlichkeit entgegen. 
Das schöne Weib ist Fleisch und Blut, glänzend in der 
Carnation, prachtvoll in der Kleidung und in der Farbe 
derselben. Dagegen ist es uns gleichgültig, ob oder was 
in ihrem Innern vorgeht, weil nichts eigentlich dahin deutet. 
Die Zeichnung könnte ganz eine andre sein, wir würden 
nichts vermissen, während Rafael nichts anders sein ltanntr. 
nWir gingen (26. Nov.) zur Kirche della pace und 
sahen die Sibyllen von Rafael, die rechts vom Portale, 
etwas hoch, zu sehen sind. Das Bild ist, bis auf einige 
kleine Stellen, wohl erhalten und ein prächtiges NVerk in 
reinster Harmonie und Kraft der Farbe. Man sagt, Rafael 
habe dem Michelangelo nachahmen wollen. Dies fallt mir 
dabei nicht ein, doch ist die Composition wie die Form 
von einer Grossartigkeit, die man in dem Grade nicht 
überall bei ihm findet. Dies gilt ganz besonders von der
	        
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