ITALIENISCH:
TAGEBÜCHER.
OLEVANO,
FLORENZ,
RoM
entweder für unwesentlich halten, oder denselben nicht
verstehen. Man mag es nur versuchen, einen licht ge-
haltenen Kopf in einen tiefen Ton zu übertragen, und
stigleich wird man die Unmöglichkeit einsehen, denselben
Ausdruck beizubehalten. Ich will noch gar nicht erwähnen,
dass Rafael so fein in der Zeichnung ist und daher die
Schwierigkeit um so grösser ist. Dieses Bild ist glühend
und glänzend kolorirt, nirgends schwarz, Alles Klarheit
und Licht. Von diesem reizenden und doch ernsten Bilde
bis zur Disputa ist Rafael geistig tinendlich vorgeschritten.
Charakter und Zeichnung im letzteren Bilde sind edler und
grossartiger und der Ausdruck innig und tiefe.
nDa das Wetter heute (25. Nov.) leidlich und licht
war, beschlossen wir, die vaticanische Galerie zu sehen.
Die Zahl der vorhandenen Kunstwerke ist gering, Florenz
an Statffeleibildern viel reicher, doch gehören die des Rafael
zu seinen bedeutendsten und schönsten Arbeiten in Oel.
Der erste Saal enthält als Mittelpunkt eine Jugendarbeit
Rafaels, die Anbetung der Könige; links die Xerkündigung,
rechts die Beschneidung. Dieses seltene NVerk, mit ohn-
gefiihr sechs Zoll hohen Figürchen ist wahrscheinlich noch
in der Schule des Perugino gemalt, verriith aber den sich
so rasch entfaltenden Genius und ist stellenweise in hoher
Vollkommenheit. Bald darauf muss wohl das Sposalizio
in Mailand entstanden sein, an welche Arbeit es stellen-
weise erinnert, an anderen Stellen aber auch ebenso voll-
kommen ist. Mehr Anmuth, zartere Schönheit und Un-
schuld ist unmöglich denkbar. In der Färbung kann ich
es nur mit dem Sposalizio, und dieses mit einem Blumen-
strausse vergleichen. Aus dieser Zeit kenne ich nichts
Lieblicheres und vollendeter, als dies tinvergleichliche Bild-