ZOO
TAGE]
ITXLIENISCHE
sücn
FLORENZ,
OLEVANO, Rom
unter Pius VIII. passirt ist. Ich erhielt nämlich den Segen
von Pius IX, dem ich begegnete, und ganz allein stehend
das Knie beugte. In dieser Stellung habe ich seine Per-
sönlichkeit nicht so gesehen, als ich wünschte, doch kam
eine eigne Stimmung über mich, als ich daran denken
musste, dass mir nun schon zwei Päpste ihren Segen,
einem erklärten Ketzer, und zwar ganz separirt gegeben
hatten. Der Cardinal war wieder ausnehmend gefällig,
und erbot sich Wieder, behülFlich zu sein, wo ich seiner
bedürfea.
Preller hat nicht Madonnen gemalt, wie der von Julius H.
und Leo X. Gesegnete, aber er hatte, wie Rafael, die Lllltllit)
Schönheit ganz in sich aufgenommen, und besass gleich
ihm die tiefe Innerlichkeit und das völlige Aufgehen in
der Kunst; wie verschieden auch der Deutsche von dem
Italiener in seinem ganzen Wesen und im Ausdruck seiner
Kunst sein mochte, Preller, bei aller Bewunderung der
übrigen grosscn Meister, fühlte sich doch grade zu Rafael
in Liebe und reinem Verstiindniss hingezogen.
vGestern (4. Nov.) Morgen waren wir im V atican und
besuchten die Logen und Stanzen des Rafael, und gingen
zuletzt noch eine Stunde zu den Antiken. Über diese
Dinge ist schon soviel gesagt, dass es unnöthig ist, noch
Anderes darüber beizufügen. Bei der Disputa tiel mir
Kellers Stich ein, und obgleich mir das Detail nicht
gegenwärtig, so trat mit um so mehr der Ton des Ganzen
lebendig vor die Seele. Diesen hat er nicht erreicht, oder
vergriffen. Der Stich ist zu sehr schwarz und weiss,
Rafaels Bild ist licht und leicht in Allem, hat einen klaren
reizenden Ton, und macht bei aller Kraft der Modelirung,
einen stillen, heitern Eindruck, der dem Stich gänzlich