ITALIENISCH!
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iBÜCHER.
QLEVANO,
531711
FLom
ROM
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Seiner Freude, alle Kunstwerke wieder zu sehen, die
ihm bekannten Gemälde noch am alten Platze zu finden,
gibt er den lebhaftesten Ausdruck, als begrüsse er alte
Jugendfreunde. Ja. der gereifte Künstler spricht über Alles
mit einem so reinen kindlichen Entzücken, einer Unbe-
fangenheit, wie sie ihm in seiner Jugend nicht zu Gebote
Stand. Von seinem Liebling Rafael kann er sich nicht
trennen. nWir gingen in den Palazzo degli UHizii. Diese
Galerie gehört zu den ausgezeichnetsten der Welt. In der
Tribuna befinden sich atllein sechs Bilder von Rafael. Das
unter dem Namen der Fornarina bekannte Portrait gehört
für mich zu den grössten, ja ist vielleicht das grösste Kunst-
werk in diesem Fache. Was liegt in diesem Kopfe! Aus
meiner Jugend erinnere ich mich noch genau, dass mich
ein Etwas an dieses Bild fesselte, was ich nicht zu erklären
wusste, das nicht die nnfibertrefiiiclie Technik war, denn
diese bemerkt man erst, wenn man sie wirklich aufsticht.
Es ist die Sache, es ist der tief innerliche Ausdruck, es
ist der nicht zu beschreibende Liebreiz, der niemals in
einer Copie wiedergegeben werden wird. Das schön ge-
formte Auge ist in Liebe und tiefste Verehrung für den
göttlichen Rafael versunken, es sieht nur ihn, und tinver-
wandt über Jahrhunderte hinweg, wie seine Kunst. Einfach
gross und schön ist Stirn und Nase, der Mund ernst lieb-
lich in schönster Jugendfrische. Hals, Büste und der in
den kleinen Pelz greifende Arm sind voll und schön in
Form und Bewegung. Das ganze ist eine Erscheinung,
bei der die schärfste Kritik unverrichteter Sache abzieht.
Die Farbe ist tief, wahr, und gibt den grössten Coloristen
nichts nach. Wem sich dieses Werk erschlossen, wird es
nie mehr im Leben vergessen. Der höchste, ausgebildetste