DIE
CARTONS
ZUR
ZXVEITEN
ODSYSI
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der Cartons, wobei die Berliner Freunde gern Vermittlung
und Aufsicht übernahmen, fühlte Preller mehr und mehr
das Bedürfniss, einmal selbst nach Berlin zu reisen; um
hunderterlei zum mündlichen Austrag zu bringen, was ihm
am Herzen lag. Endlich in der Mitte des Januar 1858 kam
der Vorsatz zur Ausführung. Er sollte erkennen, dass er
zahlreiche auch unbekannte Freunde und Verehrer in Berlin
hatte; es wurde ihm die Genugthtitnag, in genussreichen
und anregungsvollen Tagen ein volles Verständniss seiner
künstlerischen Bedeutung in einem geistig hervorragenden
Kreise zu finden. Was er in Weimar ganz entbehren
musste, die Skulptur, wirkte in den Museen wieder mit
ganzer Macht auf ihn, und die alte Zuneigung zu dieser
Kunst trat lebhafter wieder auf. Er kaufte einige Gips-
abgüsse von Büsten, um seine Werkstatt damit zu schmücken.
Ja, er konnte nach der Heimkehr den halbernsten Aus-
spruch an die Freundin schreiben: nWirtl auf dem Stern,
den ich nach dem Tode beziehe, auch Kunst getrieben, so
wterde ich Bildhauer, und da hoffe ich Besseres zu voll-
bringen, als jetzt auf unsrer sonst schönen Erdea.
Der kurze Aufenthalt in Berlin hatte den wohlthatigsten
Einfluss auf seine Stimmung. nJGtZt bin ich Abends der
nie endende Erzähler (schreibt er am 27. Jan. 1858 an Frau
Storch) und so durchlebe ich die in Ihrer Gesellschaft ver-
brachten schönen Tage nochmals. VJie kann ich Ihnen
Yergelten, was Sie im letzten Jahre mir gewesen, wie Sie
mir im Leiden beigestantieia und die höchsten Genüsse
erhöhtlu Die nächsten Briefe sind alle voll der in Berlin
gewonnenen Eindrücke und Beziehungen. nDie Bekannt-
schaft Lübkes, für die ich Ihnen zeitlebens Schuldner bin,
wird mir mit der Zeit ein unschätzbarer Schatz werden