XII
EINLEITUNG.
doch ganz selbständigen und genialen künstlerischen Kraft,
ein Höchstes auf dem Gebiete der idealen Schönheit erreicht
worden ist.
Wenn ich von solchem Gesichtspunkt aus Prellers
Lebens- und Schaifensgang darzustellen, und nicht sowohl
eine kunsthistorische Monographie, sondern eine Biographie
zu schreiben unternahm, so konnte ich selbstverständlich
seine Stellung in der Kunstgeschichte nicht aus den Augen
verlieren. Gleichwohl lasse ich den Kunsthistorikern noch
viel zu thun übrig, und ich verwahre mich gegen die Zu-
muthtmg, auf ihrem Gebiete etwas Erschöpfentles geben
zu müssen. Wird doch eine genaue Übersicht der Ar-
beiten Prellers noch gar nicht zu ermöglichen sein, da die,
bei der unermüdlichen Schaffenskraft des Künstlers, nicht
geringe Anzahl von Ölgemiilden und die noch zahlreicheren
Aquarellbilder, Zeichnungen und Radirungen, weithin zer-
streut sind, so dass auch diejenigen, welche seine Arbeit
in der Nähe verfolgen durften, eine genügende Auskunft
darüber nicht geben können.
Für das rein Biographische dagegen wurden mir sehr
schiitzensxxrerthe Hülfsitiittel zur Verfiligung gestellt, nämlich
ausser dem brieliichen Nachlass eigenhändige Aufzeich-
nungen Prellers über seine Jugend, sowie ausführliche Tage-
bücher seiner italienischen Reisen. Dazu kommen ausführ-
liche Notizen über Prellers Lebensgang, seine Kunsturtheile,
Ansichten, aus Unterhaltungen entnommene Aussprüche
von der treuen wie zur Familie gehörigen Freundin des
Prellerschen Hauses, dem Fräulein Olinda Bouterweck
(Tochter des in Göttingen 1828 verstorbenen Literarhisto-
rikers) niedergeschrieben und von Friedrich Preller, dem
Sohne, vervollständigt. Der Wunsch lag nahe, die eigen-