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NORDISCHI
Evocmz
HAUS
UND
W ERKSTA".
Die Anziehung zwischen Preller und den Musikern war
wechselseitig. Er bestrebte sich, in das Verständniss der
neuen musikalischen Richtung, so fremd sie ihn zmfangs
berührte, einzudringen. In seinem Hause wurde nicht
Musik gemacht, und er selbst spielte kein Instrument,
gleichwohl war er innerlich für Musik gestimmt, und der
klassischen Kunstvollcndung, vorwiegend in Mozarts und
Beethovens NVerlten, zugewendet. Oper und Schauspiel
besuchte er gern und drückte wohlwollend sein künstle-
risches Auge zu über die veraltete und dürftige Scenerie
und Ausstattung der Vorstellungen.
Es triPft nicht immer zu, dass die ktrnstlerischen An-
regungen des Hauptes der Familie auch die des Hauses und
der nächsten Generation werden. Bei Preller aber war der
glückliche Fall, dass unter der liebevollen Pflege der Mutter,
die Liebe, Verehrung, ja Begeisterung für die Kunst des
Vaters auch für die Söhne die eigentliche Atmosphäre des
Hauses wurde. Preller fühlte sich durch die grade, tmge-
trübte, äusserlich und innerlich gesunde Entwickelung seiner
Söhne sehr beglückt, und seine Briefe sprechen immer
wieder diese Zufriedenheit aus und geben Kunde von
einem herzlichen und gemüthvollen Familienleben. Dass
der nkleine Friedrichu das Talent des Vaters geerbt hart,
ist seine ganze Freude, und es ist ihm lieb, dass in dem
Knaben nicht gleich ein Wunderkind zu Tage tritt, son-
dern eine, wenn schon unbedingte, doch ruhige und stetige
Entwickelung zur Kunst bei ihm fortschreitet. Lebte der
älteste Sohn auch das Jahr über weit entfernt auf der See
oder an fremden Küsten, so konnte er doch oft genug
grade zu Weihnachten bei den Seinigen zum Besuch ein-
treffen, und so wurde dieses Familienfest zu den ersehn-