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NORDISCHI
Dna
POCI
UND
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Ansicht der Dinge, oder die Poesie, nicht versagt geblieben
ist. Sie, meine theure Freundin, ich sage es Ihnen ohne
Scheu, sind mit alledem reichlich versehen, und es kommt
nur darauf an, dass Sie sich zum Wissen verhelfen. Lassen
Sie im Schaffen Ihrer eignen reichen, liebenswürdigen Ntitur
freien Lauf, sie wird überall anknüpfen, wo ihr die iiussere
Natur ein Häkchen zeigt, oder Ihre innerste Stimmung
einer Form bedarf, um sich für andre zu verkörpern. Nichts
in und ausser dem Menschen ist so unbedeutend, detss sich
nicht daran fortbauen oder anknüpfen liesse, und der Kunst
ist es vorbehalten, Andre ausser uns zu erfreuen, zu erbauen
und zu bilden. Das Material, mit dem man das vollbringt,
ist mir ganz gleich würdig, denn die unendliche Schöpfung
hat nichts oder sehr wenig producirt, was nicht volle Be-
wuntlrung verlangte. Den Menschen, als die Krone der
Schöpfung, nehme ich aus, darum berühre ich das histo-
rische Fach nicht. Für eine Frau kenne ich nichts Reizen-
deres und ihr mehr Sympathisches, als dtts herrliche Reich
der Blumen mit ihren Bewohnern, den Käfern, Schmetter-
lingen u. s. w., die in der Natur jeden Augenblick selbst
als Dichter oder deren Lieblinge auftreten. Jedes Kunst-
fach soll etwas Erfreuliches zu Stande bringen, verlangt
den ganzen Menschen, daher ist es durchaus nothwendig,
dass er sich nicht durch zu viel Nebendinge zersplittere.
Sein Leben muss ausgefüllt werden mit dem Einen, alles
Andre, was er treibt, muss in wenigstens mittelbarer" Be-
ziehung dazu stehen, denn ein Menschenleben ist so kurz
und erscheint Einem immer weniger zureichend, je weiter
man vorwärts kommt. Ich freue mich daher unaussprech-
lich, theure Freundin, dass Sie so herzhaft und mit allen
lh-ren Kräften die Sache ergreifen u.