DIE
NORDISCHE
EPOCHE
UND
HAUS
W ERKSTAI"
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Sept. 185;. nDas Fach der Blumenmalerci scheint mir
noch am wenigsten zu der Höhe gekommen zu sein, die
es erreichen kann und wird. Was die Alten darin voll-
bracht, ist nach einer Seite hin bewundernswerth, aber aus-
gebeutet ist die Sache nicht. Die Neueren fangen an und
gehen damit um, wie der Dichter mit der Sprache, und das
scheint mir mehr W erth zu haben, als das schon Vorhan-
dene. XVas nützt alle Nachahmung der Natur? Erreichen
können wir sie doch nie, wir müssen sie also als Material
für Gedanken verbrauchen, die künstlerische Nachahmung
und Darstellung wird das YVerk natürlich vollkommen
machen. Leider hat unsre Zeit schon zu lange in dem
Irrthum verbracht, dass die Erreichung der Natur der Zweck
der Kunst sei. Die Landschaft hat sich jahrelang ergangen
und geblüht, mit einem grünen Hügel, auf dem ein hohler
Zahn als Ruine thront, oder irgend ein grünspanenes XValti-
leben zur Welt gebracht. Lassen Sie mich abbrechen, die Er-
innerung daran, fürchf ich, bringt mir eine Cholik zu Standela
7. Nov. 1853. vFahren Sie nur so fort, die Natur sich
zuzueignen, denn das positive XVisscn und Yerstehen der
Natur in ihren Gesetzen ist die Basis, auf welcher der
Künstlersinn mit Sicherheit seinen Bau beginnt und voll-
endet. Aus Studien ein Bild zusammensetzen, das kann
und wird nie jemand, aber an den Studien erfahrt der
Künstler, wie die Natur in ihrem Bilden verfahrt, und mit
diesem Wissen kommt er in den Stand, selbst scharfen zu
können, wenn ihm überhaupt der Himmel Schöpferkraft
bescheert hat. Auf diesem XVege ist es aber noch immer
möglich, Unsinn zu schaifeiz, und da tritt die Nothwendig-
keit ein, dass der Schaffende Geschmack besitzt, oder den
Yorhantienen Keim auslailtlet, und überhaupt ihm eine höhere