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EPOCHE.
NORDISCHE
UND
HAUS
WERKSTATT
scine Gattin mit ihrer weiblichen Lebenskunst zu gestalten.
njedem Künstler wollte Gott eine Frau besclieeren, wie
die meine warla So durfte er in liebevoller Dankbarkeit
von ihr sagen. nDie Lasten des täglichen Lebens nahm
sie auf sich, hielt mir ferne, was Muth und Schnflienslust
nur irgend trüben konnte. Mir feinem, raktvollen Sinne
wusste sie mich anzuregen und in bester Weise auf unsre
Kinder einzuwirkena.
Die drei Söhne wuchsen stattlich heran, stolz auf ihren
Vater, durch den Einfluss der Mutter zu einem frohen,
glücklichen, ja musterhaften Familienleben vereinigt. Es
wurde mit Freude begrüsst, dass der älteste Sohn den
Lebenslauf des Grossvater Erichsen erwählte, um Seemann
zu werden. Der zweite entschied sich für das Studium der
Medizin, auf den dritten, der auch den Yornamen des
Vaters trägt, hatte sich das Talent desselben vererbt, und
er trat bei ihm in die beste Schule. Prellers einfache und
bürgerlich bescheiden eingerichtete Wohnung im njager-
hausea, einem alten herrschaftlichen Gebäude, darin sich
zugleich die Zeichenschule befand (und in welchem auch die
Kollegin und jetzt GCVLIIIGÜI] Louise Seidler ihre Gemächer"
hatte), übte ihre Anziehung auf einen grossen Kreis. NVer
fürlieb nahm, war Abends am gastlichen Theetische will-
ltomtnen. Die Erfahrung lehrt, dass in einem Hause, worin
nur Söhne sind, junge Mädchen nicht nur ebenso zahl-
reich, sondern sogar zahlreicher verkehren, als in andern,
worin es nur Töchter oder Kinder beiderlei Geschlechts
gibt. Preller sah als Künstler schöne jugend gern um sich
versammelt, und so blickte er häufig auf gar ainmuthig
heitere Gesichter um sich her. Regelmiissig aber erschien
Abends Fräulein Olinda Bouterweck, die langjährige Freun-