WEIMAR um) LEIPZIG.
DIE ERSTEN ODYSSEE-GEMÄLDI
HAUSSTAND.
T93,
Schauspiels, zu üppig gediehen, und an allzu behaglichem
Aussehn litten. Man strengte sich 'nicht an und wurde
dick und fett. Frau jagemann war über fünzig Jahre alt
und spielte immer noch die Thekla, wie sie auch die
Semirtimis und andre Heldinnen der Oper sang. Es gab
in Privattkreisen auch musikalische Kriinzchen, in welchen
aber nganz griissliche musicirt wurde. Ein unendlicher
Frieden war über Stadt und Bewohner ausgegossen, nicht
der leiseste politische Windztig machte sich von irgend
einer Seite her bemerkbar. Das allgemeine Interesse hing
an Allem, was auf Goethe, den Hof und das Theater
Bezug hatte u.
Nach Goethes Tode blieb somit nur der Hof und das
Theater. Wohlhabentie Leute, die etwas für die Kunst
und die Künstler thun konnten oder mochten, scheint es
damals in NVeimar nicht gegeben zu haben. Auch Louise
Seitllet" hatte darunter zu seufzen, obgleich sie diese dürf-
tigen Verhältnisse seit ihrer frühen Jugend kannte. Trotz"
dem hatte sie den Muth, ihrem Freunde von Italien her,
dem jungen schweizer Maler Caspat" Schinz, günstige Aus-
sichten in NVeinaatr zu versprechen. Er kam und liess sich
bereit finden, Zeichenunterricht in der höheren Gesellschaft
zu geben. Allein der Weimarische Adel, der ihn vorzugs-
weise herangezogen, fatnd die Lectitmen hinterher zu theuer,
511g an zu dingen und blieb ihm das Honorar theilweise
Slanz schuldig. So machte er, dass er aus diesen miserablen
Verhältnissen wieder weg kam. Auch die Seidler erfuhr
oft genug das Schicksal, um den Lohn für ihre Unter-
fichtstunden in solchen Kreisen durch geniale Vergesslich-
keit verkürzt zu werden, doch war sie enger an die
fürstliche Familie geknüpft, hatte die Attfsicht über die