STUDIENJAHRE
IN
Rom
die C-ampagna fuhren, bemerkte ich, dass Goethes Unwohl-
sein ihn zu keinem rechten Genuss kommen liess, während
Kestner und ich in Entzücken schwelgteia. In Albano an-
gekommen, führten wir ihn zunächst zu der vielhesttngeiaen
schönsten Jungfrau Italiens, der Vittoria, die er, da er kein
Italienisch verstand, sprachlos anstarrte. Als wir aber nach
X7erlauf einer halben Stunde die Esel bestiegen hatten und
nach den Seen ritten, ward Goethes Befinden so schlimm,
dass wir mit Mühe nach Albano zurücklaamen. Nach ein
paar Stunden Ruhe befand er sich besser und bestand dar-
auf, mit uns nach Frascati zu fahren. Dort aber kam er
in einem solchen Fieber an, dass wir so rasch als möglich
nach Rom zurückführen. wo wir etwa um zehn Uhr Abends
eintrafen. Ich durchwachte die Nacht an seinem Lager,
auf dem er in heftigem Fieber sich umher warf. Der Arzt,
den ich" am andern Morgen herbeirief, vermuthete eine ver-
steckte Hattitkrankheit. Der Tag entschied nichts und ich
hielt es für gut, den Maler Meyer, der Thür an Thür mit
Goethe wohnte, zu bitten, dass er die Nttchtwache mit
mir theile. In dieser Nacht, etwa um I Uhr, als NIeyer
seine Wache angetreten und ich mich etwa eine Stunde
lang auf ein paar Stühlen ausgestreckt hatte, sprang Goethe
plötzlich auf und umklammerte mich, dass ich glaubte er-
drückt zu werden. Mit Mühe brachten wir ihn ins Bett
zurück. Im Attgenbliclt aber, da ich ihm den Kopf aufs
Kissen legte, schlug er die Augen gross auf und sank mit
einem tiefen Athemztig zusammen. Der sogleich von mir
gerufene Arzt machte mit seinem Ausspruch nE mortokt
allen Zweifeln ein Ende. Der Section wohnte ich bei.
Nach der Behauptung des Arztes hatte ein Gehirnschlatg,
in Folge einer nicht zum Ausbruch gelangten Pocken-