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Rom
Sohn meines hochverehrteti Gönners und Beschützers, in
Rom ein. Sein Aeusseres erinnerte lebhaft an die Schön-
heit des Vaters, so dass ich mich an ihm nicht satt sehen
konnte, und da er ebenso liebenswürdig als schön war, so
konnte ihm die herzlichste Aufnahme in unserm Kreise
nicht fehlen. Ich war glücklich, während der kurzen Dauer
seines Lebens in Rom ihm als Führer von einigem Nutzen
zu sein und befand mich fast tinunterbrochen mit ihm zu-
sammen. Leider ward er uns bald durch den Tod ent-
rissen. Ueber die näheren Umstände dieses schmerzlichen
Ereignisses kann ich als Augenzeuge zuversichtlichen Bericht
geben und fühle mich hierzu um so mehr veranlasst, als
namhafte unrichtige Erzählungen darüber im Schwunge
gewesen sind. August Goethe war nämlich eines Abends
zu Kestner, an den er von seinem Vater empfohlen war
gebeten, um dort Thorwaltlsen keimen zu lernen. Etwas
bleich trat er ein und gab auf unsere Fragen an, er müsse
sich in S. Pietro erkältet haben, da er erhitzt in den
kühlen Raum eingetreten sei. KCSIHCI" schlug als geeignetes
Mittel gegen solche scheinbar geringfügige Erkältung für
den nächsten Tag eine Partie nach Albano vor, und Goethe
ging bereitwillig auf diesen Vorschlag ein. Dann erzählte
letzterer im Verlauf des Abends vieles Interessante von
seinem Vater und von dem Weimarischen Leben. Ich ter-
innere mich noch, wie Thorwaltlsen freudig erregt seinen
YVorten lauschte und sich dabei tinausgesetzt die Hände
rieb. Vor dem Scheiden musste Goethe ihm versprechen,
dass er ihm für ein Porträt in Relief sitzen wolle. Um
elf Uhr etwa gingen wir auseinander. Der Verabredung
gemäss brachen wir am anderen Morgen um acht Uhr auf.
Allein schon, als wir bei herrlichem frischem Wetter durch